Gerade noch der Held, dem zugejubelt wurde, jetzt der Buhmann der Nation. Das kann ganz schnell gehen. Freunde werden zu Feinden! Ein Fußballstar wechselt von einem Klub zum anderen. Die enttäuschten Fans halten jetzt Plakate mit der Aufschrift Judas hoch. Der vermeintliche Verräter wird dann noch mit Buhrufen und Becherwürfen begleitet. Der Messias wird zum Judas!

David musste das erleben. Er kam gerade mit seinen Soldaten nach Ziklag, seiner Wahlheimat, zurück. Als sie sich der Stadt näherten, verhieß eine von Weitem sichtbare Rauchwolke nichts Gutes. Die Stadt war in ihrer Abwesenheit eingenommen und verbrannt worden und die Familien der Soldaten waren weggeschleppt worden (30,3).

Die harten Jungs waren in Tränen aufgelöst, weil ihre Frauen und Kinder weg waren. Auch Davids Frauen waren weg (30,4-5). Als die ersten Tränen getrocknet waren, begann die Suche nach einem Schuldigen. Der war schnell gefunden. 

Und David geriet in große Bedrängnis, weil die Leute ihn steinigen wollten; denn die Seele des ganzen Volks war erbittert, ein jeder wegen seiner Söhne und Töchter. David aber stärkte sich in dem HERRN, seinem Gott,

Die Bibel. (LU84)

So schnell geht das. Die Menschen, die gerade noch dieselbe Sache unterstützten und sich David angeschlossen hatten, wenden sich ganz plötzlich ab. Sie wollen ihn steinigen. Und was macht David? Er stärkte sich in dem HERRN, seinem Gott. Er wendet sich von den schwierigen Umständen ab und wendet sich Gott zu. Er überstürzt nichts, sondern findet seine Ruhe in Gott. Er fragt Gott um Rat (30,8). Er handelt entsprechend und siegt (30,18). David wusste, auf Gott ist immer Verlass.

Ging es Jesus nicht ähnlich? Gerade noch hatte das Volk ihm zugejubelt und ihn zum König machen wollen (Lk 19,37-38), und ein paar Tage später rufen sie Kreuzige ihn (Lk 23,21). Auch seine Jünger, die drei Jahre mit ihm unterwegs waren, liefen von ihm weg (Mt 26,56). Petrus verleugnete ihn (Mt 26,69-75). Judas hatte Jesus zuvor sogar verraten (Mt 26,14-16.47-49). Jesusaber wandte sich in seiner großen Not im Gebet seinem Vater zu (Lk 22,41-42; 23,46; Mk 15,34). Er stärkte sich in dem HERRN, seinem Gott.

Ich darf beten, mit Gott reden. Er verlässt mich nicht, ist immer da. Was für ein Trost, wenn alle anderen wegrennen.