Gott leidet. Wie Eltern leiden, wenn sie ihr Kind disziplinieren müssen. Es tut weh, aber sie wissen, es ist notwendig. Gott musste sein Volk wegen dessen Ungehorsam in die Hand der Babylonier übergeben. Juda muss in Gefangenschaft, das tut sehr weh. Was Gott selbst gebaut hatte, reißt er wieder ein, und was er gepflanzt hatte, reißt er jetzt wieder aus (45,4). Gott leidet.

Baruch, der Schreiber von Jeremia, leidet auch, allerdings ganz anders und auf einem anderen Niveau. Ihm geht es um sein eigenes Wohlbefinden, ihm geht es um sich! Er klagt: Weh mir, wie hat mir der Herr Jammer zu meinem Schmerz hinzugefügt! Ich seufze mich müde und finde keine Ruhe (45,3).

Wie reagiert Gott? Menschlich ausgedrückt: Gott geht sein Gejammer auf die Nerven. Gott leidet, weil er seinem Volk, die Gefangenschaft antun muss. Ihm geht es um die anderen, Baruch geht es um sich selbst.

Und du begehrst für dich große Dinge? Begehre es nicht! Denn siehe, ich will Unheil kommen lassen über alles Fleisch, spricht der Herr, aber dein Leben sollst du wie eine Beute davonbringen, an welchen Ort du auch ziehst.

Die Bibel. (LU84)

Nicht falsch verstehen, Gott nimmt sein Leiden ernst, das er äußert (45,3), aber das Motiv des Herzens ist ein falsches. Das spricht Gott an. Hier heißt es, dass er große Dinge begehrt. Andere Übersetzungen füllen große Dinge mit Speziellem: ein Leben in Wohlstand (GN), Glück und Frieden (HfA) oder dein eigenes Wohlbefinden (NLB). Gott tischt Baruch das Innerste seines Herzens auf: Du denkst nur an dich, siehst nur dein eigenes Leben!

Gott spricht zu uns Wohlfühlchristen: Ich leide, weil Menschen verloren gehen (Joh 3,16), in der Gefangenschaft der Sünde sind (Röm 7,23). Und du beklagst dich, weil die Bänke in der Kirche unbequem sind, nicht die Art von Musik gespielt wird, die dir guttut, du nicht die öffentliche Anerkennung für dein ehrenamtliches Engagement bekommst? Oh, wir haben jede Menge Beschwerden an Gott, wenn es um unser eigenes Wohlbefinden geht.

Menschen gehen verloren! Das ist die Tragik, die Gott sieht (Lk 19,10), was ihm das Herz zerreißt, was Jesus zum Klagen bringt (Lk 19,41-44). Vielleicht ist es Zeit, den Blick von meinen Anliegen auf die Anliegen Jesu zu richten.