Jerusalem ist eingenommen, die Vollkatastrophe ist Wirklichkeit geworden. Das Chaos ist perfekt. Die ganze Stadt steht in Flammen, die Stadtmauer ist eingerissen (39,8). Die meisten Bewohner werden in Gefangenschaft geführt (39,9). Nur ein paar wenige bleiben zurück (39,10). In diesem ganzen Durcheinander verliert Gott einen nicht aus dem Blick: Ebed-Melech

Wer bitte schön ist Ebed-Melech? Er ist derjenige, der sich für Jeremia, Gottes Propheten, eingesetzt und ihm das Leben gerettet hatte, als dieser in die Zisterne geworfen wurde (38,7-13). Das hat Gott nicht vergessen. Deswegen lässt er jetzt Ebed-Melech ausrichten:

Denn ich will dich entkommen lassen, dass du nicht durchs Schwert fällst, sondern du sollst dein Leben wie eine Beute davonbringen, weil du mir vertraut hast, spricht der Herr.

Die Bibel. (LU84)

Gott vergisst nie und errettet denjenigen, der im vertraut. Was wissen wir über Ebed-Melech? Er war ein Sklave mit äthiopischen (kuschitischen) Wurzeln (38,7). Er war also aus Afrika. Sein Name bedeutet Knecht des Königs, was darauf hindeutet, dass er seinen ursprünglichen Namen ablegen musste und diesen hebräischen Namen bekam. Er hatte eine hohe Position am jüdischen Königshaus, denn er hatte offensichtlich Zugang zum König Zedekia. Er war Eunuch (38,7), das entweder seine biologische Realität oder eine ranghohe Position am Königshof bedeuten könnte (vgl. Apg 9,27, dort wird das griechische eunuchos oft als Kämmerer übersetzt). Der Eunuch musste Jeremia gekannt und über die ganze Entwicklung seiner Sache am königlichen Hof Bescheid gewusst haben. Er war so mutig, vor den König zu treten und diese Bitte der Errettung Jeremia zu äußern. Es hätte ihm seinen Kopf kosten können, hatte der König doch zunächst zugestimmt, Jeremia töten zu lassen (38,4-5).

Dieser Heide, der keinen eigenen Namen mehr hatte, ein Sklave, der daher keine großen Menschenrechte besaß, genau den hat Gott im Blick. Sein Volk, das er sich selbst auserwählt hatte (5 Mose 7,6-8), hatte ihm den Rücken zugekehrt. Dieses Volk ließ er gefangen abführen. Denjenigen aber, der ihm glaubt, egal aus welcher Nation, den errettet er (Apg 10,34-35). Was für ein mächtiges Zeugnis, das wir schon im Alten Testament finden! Egal welche Nationalität, welche Hautfarbe, welchen Stempel die Gesellschaft uns aufdrücken möchte, egal welche Vergangenheit, egal ob ein namenloses Rädchen, Gott rettet jeden, der ihm glaubend vertraut!