Hier haben wir die erste von fünf großen Predigten Jesu im Matthäus-Evangelium, die sogenannt Bergpredigt. Ich hatte immer große Mühe mit der Bergpredigt, denn ich wurde mir der Unmöglichkeit bewusst, die von Jesus geforderten Verhaltensweisen zu erfüllen. Jesus nimmt in der Bergpredigt einige der Gesetze Moses aus dem Alten Testament (5,21.27.31.33.38.43) und legt sie aus. Nicht, dass ich schon Mühe gehabt hätte, überhaupt die Gebote einzuhalten, aber jetzt legt Jesus noch eine Schippe (oder zwei) drauf. Ich musste erkennen, es ist mir absolut unmöglich diese Gesetze, so wie sie Jesus auslegt, einzuhalten und zu erfüllen.
Ironischerweise sagt Jesus am Ende der Bergpredigt auch noch: wer diese meine Rede hört und tut sie, der gleicht einem klugen Mann, der sein Haus auf Fels baute (Mt 7,24). Das ist absolut unmöglich! Deshalb ließ mich die Bergpredigt in meinem Bestreben, so zu leben, wie es Jesus ehrt, frustriert zurück. Erst als ich diesen Vers las, hat es bei mir Klick gemacht:
Ihr sollt nicht meinen, dass ich gekommen bin, das Gesetz oder die Propheten aufzulösen; ich bin nicht gekommen aufzulösen, sondern zu erfüllen.
Die Bibel. (LU84)
Der erste Teil dieses Verses hat mir erneut meine Frustration deutlich gemacht. Jeder, der gedacht hatte, Jesus kam, um die Gesetze abzuschaffen, der hat sich getäuscht. Ganz im Gegenteil, Jesus macht die Einhaltung der Gesetze durch seine Auslegung in der Bergpredigt absolut unmöglich. Aber der zweite Teil hat mir die Augen geöffnet: Jesus kam auf diese Erde, um die Gebote und Gesetze Gottes zu erfüllen. Nicht ich bin es, der in der Lage ist, die Gesetze und Gebote zu erfüllen. Jesus, der in mir lebt und in mir und durch mich wirken will, hat es bereits getan. Wo es mir unmöglich ist, meine Feinde zu lieben (5,43-45), will das Jesu Geist in mir erfüllen. Das meint Paulus in Epheser 2,10: …in Christus Jesus zu guten Werken, die Gott zuvor bereitet hat, dass wir darin wandeln sollen. Jesus liebte seine Feinde (Lk 23,34) und dasselbe will er auch durch mich tun.
Im ersten Vers dieser Bergpredigt steht schon: Selig sind, die da geistlich arm sind (5,3). Gemeint ist, dass ich meine Unfähigkeit anerkennen muss, um gerettet zu werden. Dann kann Jesus übernehmen und wirken.