Das Matthäusevangelium ist das erste Buch des Neuen Testaments und somit ein Verbindungsglied zum Alten Testament. Matthäus hat in erster Linie den jüdischen Leser im Blick und geht der Frage nach: Ist Jesus der Messias? Gleich am Anfang seines Evangeliums beantwortet er diese Frage sehr eindeutig.
Dies ist das Buch von der Geschichte Jesu Christi, des Sohnes Davids, des Sohnes Abrahams.
Die Bibel. (LU84)
Ja! Jesus ist der Messias, denn das vom Aramäischen abgeleitete Messias wird im Griechischen mit Christus übersetzt. Es bedeutet zunächst Gesalbter. Die Juden warteten auf einen von Gott Gesalbten, einen, der von Gott kommt und der sein Volk rettet. So manche falsche Vorstellung mit diesem Messias verblendete den Blick auf Jesus. Viele Juden dachten, der Messias kommt, um sie von den Römern zu befreien und ein jüdisches Königreich aufzubauen. Selbst die Jünger Jesu hatten nach dessen Auferstehung noch diese Vorstellung (Apg 1,6). Die Meinungen gingen bei dieser Frage, ob Jesus der angekündigte Messias ist, weit auseinander. Von Ja! wie Petrus (16,16) über Ich weiß nicht wie Pilatus (27,17.22) bis zu Nein! wie der Hohe Rat (26,63-68).
Matthäus macht schon beim Stammbaum Jesu (1,1-17) klar: Jesus ist der Messias, aber er ist anders, als man sich das vorstellt oder wünscht. Jesus ist die Erfüllung des göttlichen Versprechens an Abraham (1,1.17; vgl. 1 Mose 12,2-3). Jesus ist der ewige König aus dem Geschlecht Davids (1,1.6-11: David bis Jojachin waren allesamt Könige des Südreiches Juda; vgl. 2 Sam 7,12-13; 1 Chr 17,11-12). Dieser Jesus wurde ganz Mensch, aber er erniedrigte sich (Phil 2,6-8). Das wird auch in Jesu Stammbaum sichtbar. Frauen, die damals in Stammbäumen keine Erwähnung fanden, werden erwähnt (1,3.5-6.16). Gescheiterte Existenzen werden genannt: Jakob war ein Betrüger; Tamar schlief mit ihrem Schwiegervater Juda; Rahab war eine Prostituierte; David beging Ehebruch und Mord. Ausländerinnen werden in Jesu Stammbaum aufgezählt, was der jüdischen Vorstellung von einem jüdischen Messias gar nicht entsprach: Rahab war Kanaanäerin, Rut war Moabiterin (1,5). Gott hatte also die ganze Welt im Blick, nicht nur die jüdische (vgl. 1 Mose 12,3)!
Jesus ist der Messias, aber anders, als ihn sich viele wünschen. Passt dieser Messias in meine Vorstellung? Wenn nicht, dann muss ich meine Vorstellung an den Messias der Bibel anpassen!