Gott kommt zu uns (Joh 1,14). Der unendlich große, mächtige, heilige Gott will mit seiner Herrlichkeit in mir wohnen (Kol 1,27). Unfassbar! Dass der allmächtige Gott so persönlich wird und mit seiner Herrlichkeit in unsere Dunkelheit kommt (2 Chr 5,14; 7,1-3), hat auch Salomo, als er Gott ein Haus gebaut hatte, fragend zurückgelassen: Aber sollte Gott wirklich bei den Menschen auf Erden wohnen? Siehe, der Himmel und aller Himmel Himmel können dich nicht fassen; wie sollte es dann dies Haus tun, das ich gebaut habe (2 Chr 6,18)Ein langes Gebet folgt.

So höre nun das Flehen deines Knechts und deines Volkes Israel, wenn sie bitten werden an dieser Stätte; höre es von der Stätte deiner Wohnung, vom Himmel her, und wenn du es hörst, wollest du gnädig sein!

Die Bibel. (LU84)

Salomo weiß, dass Gott nicht nur im Tempel wohnt, sondern nach wie vor allmächtig vom Himmel her regiert. Noch sieben Mal folgt in seinem Gebet die Bitte, dass Gott vom oder im Himmel hört (6,23.25.27.30.33.35.39).

Er bittet Gott in erster Linie um ein Dreifaches: um Gnade (6,21.30), um Gerechtigkeit (6,23.35.39) und um Vergebung (6,25.27). Im Neuen Testament spielen Gnade und Gerechtigkeit natürlich eine große Rolle. Es ist allein der Gnade Gottes zu verdanken, dass ich gerecht gesprochen werden kann (Röm 5,15-16). Diese Gnade und Gerechtigkeit wird in Jesus sichtbar, und sein Werk der Erlösung macht Vergebung erst möglich (Röm 3,24-26). 

Salomo bittet viertens darum, dass alle Völker Gott erkennen und ihn fürchten, also an ihn glauben. Auch das passt auch zur neutestamentlichen Lehre. Gott will, dass allen Menschen geholfen werde und sie zur Erkenntnis der Wahrheit kommen (1 Tim 2,4).

Wieder erkennen wir, dass Jesus aus jeder Pore des Alten Testaments heraus strahlt. In ihm erfüllen sich alle Verheißungen und Bitten um Gnade, Gerechtigkeit und Vergebung. Er regiert im Himmel (Eph 1,20-21) und doch lebt er persönlich in jedem, der an ihn glaubt (Gal 2,20).

Um Salomos Frage zu beantworten: Gott lebt tatsächlich bei uns Menschen auf der Erde, nicht mehr in einem irdischen Tempel, sondern durch Jesus (Joh 2,21) in der Gemeinde (1 Kor 3,16) und in jedem Gläubigen (1 Kor 6,19). Unfassbar! Dafür kann ich ihm nur danken und ihn anbeten.