Ich habe fertig! Dieser grammatikalisch falsche Satz des italienischen Fußballtrainers Giovanni Trapattoni, der am Ende einer legendären Pressekonferenz des FC Bayerns fiel, hat es sogar in die deutsche Sprache geschafft. Gott hätte diesen Satz im Laufe der Menschheitsgeschichte wohl mehrmals sagen können. Dies wird beim Lesen der Stammbäume von 1 Chronik 1 und 2 besonders deutlich.

Stammbäume in der Bibel sind ein kurzer Überblick von gescheiterten Existenzen, aber auch von Gottes langem Atem. In komprimierter Form werden mal kurz tausende Jahren Menschheitsgeschichte von Adam bis David behandelt. Wir tun uns schwer damit, die ganzen Namen zu lesen, geschweige denn, sie alle richtig auszusprechen, und doch beinhaltet jeder Name eine eigene Lebensgeschichte. Eine Geschichte des Scheiterns! Diese Geschichte geht schon mit der ersten erwähnten Person los:

Adam, Set, Enosch,

Die Bibel. (LU84)

Auf Adams Stirn, durch dessen Sünde die Verdammnis über alle Menschen gekommen ist (Röm 5,18), steht ganz groß Versager! Abraham hat Gottes Weg abgekürzt (1 Mose 16), Jakob hat sich mit List das Erstgeburtsrecht ergaunert (1 Mose 27), Juda hat mit seiner Schwiegertochter geschlafen (1 Mose 38) und David war Ehebrecher und Mörder (2 Sam 11). Versager! Nur vier Beispiele von Personen, die in diesen Stammbäumen erwähnt werden. Vier Beispiele von Personen, die in Gottes Augen versagt hatten! Die Liste von Versagern ist lang, sehr lang!

Für Esra, der wahrscheinlich das Buch Chronik nach der babylonischen Gefangenschaft geschrieben hat, ist das nicht nur eine Geschichte von gescheiterten Existenzen, sondern auch eine Geschichte von Gottes Treue und Gnade. Das Volk Israel hatte gerade eine Gefangenschaft hinter sich, weil es gottlos gehandelt hatte. Sie hatten versagt und doch hatte Gott nicht gesagt: Ich habe fertig! Er hat einen Rest Israels zurückgeführt und weitergemacht. Esra will das seinem Volk vermitteln: Gott gibt seine Menschen nicht auf!

Diese Botschaft erkennen wir wieder in Jesu Stammbäumen (Mt 1,1-17; Lk 3,23-38). Dort werden dieselben Versager erwähnt, aber dort wird auch Jesus erwähnt, der letzte Adam (1 Kor 15,45). Über ihn sagt Paulus später: Denn wie sie in Adam alle sterben, so werden sie in Christus alle lebendig gemacht werden (1 Kor 15,22). Gott ermöglicht durch ihn die Rechtfertigung, die zum Leben führt (Röm 5,18). Gott hat nicht fertig mit mir.