Große Türme haben es uns angetan. Das ist schon bei Kindern so. Mühsam wird mit allen vorhandenen Bauklötzen ein möglichst hoher Turm gebaut. Man ist stolz auf das Ergebnis. Doch dann kommt der Moment, an dem man den ganzen Turm wieder zum Einsturz bringt.
Gott baut keinen Turm. Sein Bauwerk ist eine große Nation. Was er Abraham versprochen und sich durch die große Theokratie unter David und Salomo erfüllt hatte, reißt Gott jetzt wieder ein. Das Nordreich Israel war schon weg, jetzt ist das Südreich Juda dran. Die Babylonier unter der Herrschaft Nebukadnezar nehmen Jerusalem ein. Danach kam sein Feldherr Nebusaradanmit seiner Armee
und verbrannte das Haus des HERRN und das Haus des Königs und alle Häuser in Jerusalem; alle großen Häuser verbrannte er mit Feuer.
Die Bibel. (LU84)
Die Stadtmauer wird eingerissen und ein Großteil der Bewohner Jerusalems wird in die Gefangenschaft nach Babylon geführt (2 Kön 25,10-11). Das Haus der HERRN, der Tempel, wo Gott wohnte, wo er angebetet wurde, wo man ihm Opfer brachte und Gemeinschaft mit ihm haben konnte, war weg! Und sein Volk, das nur an diesem Ort Opfer bringen durfte und dadurch Vergebung der Schuld bei Gott suchen konnte, war weg! Weit weg. Mindestens 1300 Kilometer Wegstrecke lagen zwischen Jerusalem und Babel. Für alle Juden war das damals eine einzige Vollkatastrophe! Sie hatten es nicht anders verdient, könnte man sagen. Ihr Ungehorsam gegenüber Gott hatte sie schließlich an diesen Punkt gebracht.
Aber was ist eigentlich mit Gott, mit seinem Namen? Ich kann mir gut vorstellen, wie der Feldherr Nebusaradan, König Nebukadnezar, die Einwohner Babylons, sowie alle Menschen, die davon gehört hatten, über Gott abgelästert haben: Wo ist nun Jahwe, der große Gott der Juden? Den Spott der siegreichen Babylonier hört man deutlich in der Aufforderung an die Juden, die an den Wassern zu Babel saßen (Ps 137,1) und weinend an Zion (ein anderer Name für Jerusalem) dachten: Singet uns ein Lied von Zion (Ps 137,3)!
Der Ungehorsam des Volkes warf ein schlechtes Bild auf den Gott des Volkes. Im Rückblick kennen wir das Ende und wissen: Babylon gibt es nicht mehr, Gott schon. Mein Ungehorsam wirft ein schlechtes Bild auf Gott, Jesus und den Glauben. Bin ich mir dessen bewusst?