Manchmal hat man die Qual der Wahl. Da steht man an der Eisdiele überwältigt vor gefühlt 100 Sorten, aus denen man jetzt drei auswählen soll. Manchmal fällt die Entscheidung leichter, weil nur wenige Auswahlmöglichkeiten da sind. Welche Abzweigung nehme ich, links, geradeaus oder rechts? Und manchmal ist die Wahl offensichtlich, zum Beispiel wenn es um Leben oder Tod geht. Oder etwa nicht?
Das Volk Israel hatte gerade die Segens- und Fluchworte Gottes gehört. Wofür würden sie sich entscheiden? Das sollte doch klar sein: für den Segen natürlich. Für das Leben. Das ist auch Gottes Wunsch.
Ich nehme Himmel und Erde heute über euch zu Zeugen: Ich habe euch Leben und Tod, Segen und Fluch vorgelegt, damit du das Leben erwählst und am Leben bleibst, du und deine Nachkommen,
Die Bibel. (LU84)
Gott liebt sein Volk, natürlich will er, dass seine Kinder sich für das Leben entscheiden. Aber weil er sie liebt, will er ihnen die Entscheidung überlassen. Gott limitiert sich selbst. Er müsste ja nicht. Er könnte das tun, wozu er Lust und Laune hat. Anders gesagt: Tun, was er als richtig festlegt. Aber weil er liebt, will und kann er das geliebte Volk nicht zwingen.
Er legt ihnen die Konsequenzen ihrer Entscheidung vor: Segen oder Fluch, Leben oder Tod. Da gibt es keinen Graubereich, nur ein Weiß oder Schwarz. Eigentlich ganz einfach, nicht wahr? Leider nicht. Das Volk Israel hat sich nicht klar entschieden. Sie haben es zwar mit ihrem Mund bezeugt, dass sie Gott nachfolgen wollen (Jos 24,18.21-22.24), aber in der Praxis sah es oft anders aus (Ri 2,11-12).
Bei mir ist es oft nicht anders. Ich möchte Jesus nachfolgen, weil ich weiß, dass es nur bei ihm echtes Leben gibt. In der Praxis entscheide ich mich dann bedauerlicherweise oft, nicht das zu tun, was er will, sondern das zu tun, was ich will. Ich bin da nicht allein, auch wenn das mein Handeln weder rechtfertigt noch besser macht. Selbst Paulus kämpfte immer wieder gegen sein altes Ich, sein Ego an (Röm 7,19). Gut, dass ich Jesus habe, dem ich mein Versagen immer wieder bringen kann, der mir vergibt und mit mir weitergeht. Hinfallen, durch Jesus aufstehen, Krönchen richten lassen, mit ihm weitergehen.