Manchmal mutet Gott seinen Propheten eine Menge zu. Ich kann das aus menschlicher Sicht schwer nachvollziehen, aber ich muss mir immer wieder sagen, dass wir Christen auf nichts ein Anrecht haben, als allein das Recht, Kind Gottes zu sein (Joh 1,12). Gott sagt zu Hesekiel:
Du Menschenkind, siehe, ich will dir deiner Augen Freude nehmen durch einen plötzlichen Tod. Aber du sollst nicht klagen und nicht weinen und keine Träne vergießen.
Die Bibel. (LU84)
Ein paar Verse später wird klar, was Gott damit meint. Und als ich am Morgen zum Volk geredet hatte, starb mir am Abend meine Frau (24,18). Dieses Mal können wir es nicht damit erklären, dass Satan etwas Böses will und Gott es zugelassen hat. Gott selbst nimmt Hesekiel seine Frau. Wie schrecklich ist das denn! Außerdem darf Hesekiel gar nicht um seine Frau trauern. Und um der ganzen Situation noch das i-Tüpfelchen aufzusetzen, lässt Gott diesen schmerzlichen Verlust zu, nur um dem Volk ein Anschauungsbeispiel zu geben!
Gott wollte dem Volk zeigen, dass ihr geliebter Tempel, die Freude ihrer Augen und das Verlangen ihres Herzens (24,25; vgl. 24,21) vergehen wird, und dass sie nicht in der Lage sein werden, darüber zu trauern. Es ist so unfassbar, dass sie vor Erkenntnis ihrer eigenen Sünde, gar nicht trauern können (24,22-23). Aber wäre dazu dieses furchtbare sichtbare Zeichen von dem plötzlichen Tod der geliebten Frau notwendig gewesen?
Darauf habe ich keine Antwort. Auch nicht auf die Frage: Warum ließ Gott Hoseas Frau zur Prostituierten werden (Hos 1–3)? Warum ließ Gott Jeremia an Einsamkeit leiden (Jer 16,1-9)? Was ich aber weiß ist, dass Gott das selbst schmerzt. Den Tod von Hesekiels Frau hat Gott zwar initiiert, aber gefallen hat es ihm nicht (Hes 18,32; 33,11). Wenn Gott schon kein Gefallen am Tode der Gottlosen hat, wie viel mehr wird es ihn geschmerzt haben, die Frau Hesekiels sterben zu lassen. Als Ehefrau eines Priesters (1,3) hatte sie hohen Ansprüchen zu genügen (3 Mose 21,7-8.13-15).
Und Hesekiels Reaktion ist bewundernswert und nachahmenswert. Er hat weitergemacht, selbst, wenn dies für ihn keine einfache Situation war. Er hat an Gott festgehalten, auch wenn er verbittert hätte werden können. Halte ich an Jesus fest, wenn er meiner Augen Freude nimmt?