Das ganze Opfer- und Tempelsystem des Alten Testaments ist für uns heute fremd. Für uns gilt es so nicht mehr. Für die Stiftshütte, den mobilen Tempel, waren zum Beispiel einige Geräte von Gott vorgeschrieben, darunter auch die Bundeslade. Sie war ein mit Gold überzogener Holzkasten, der das Gesetz Gottes enthielt. Darauf war ein Deckel angebracht, der Gnadenthron, auf dem zwei Engel, Cherubinen, sich gegenüberstanden (2 Mose 25,10-19).

Dort will ich dir begegnen, und vom Gnadenthron aus, der auf der Lade mit dem Gesetz ist, zwischen den beiden Cherubim will ich mit dir alles reden, was ich dir gebieten will für die Israeliten.

Die Bibel. (LU84)

Die Bundeslade war ein Zeichen für Gottes Gegenwart und deshalb auch der Ort der Begegnung mit Gott. In der Stiftshütte war sie in einem abgesonderten Raum, dem Allerheiligsten, aufgestellt. Der Hohepriester, als Stellvertreter für das ganze Volk, durfte nur einmal im Jahr dort hinein. Das war am Versöhnungstag, wo er unter streng regulierten Absonderungs- und Reinigungszeremonien Vergebung für die Sünden des Volkes erbitten durfte und dann auch erhielt (3 Mose 16). Dabei war es unter anderem nötig, dass der Hohepriester die Bundeslade mit Blut eines Opfertiers besprengt (16,15-16).

Was für Israel der wichtigste Feiertag des Jahres war, ist für uns heute ein Bild dessen, was Jesus für uns ein für alle Mal getan hat. Er ist der Hohepriester, der Zugang zu Gott hat, und er hat sein Blut vergossen, dass wir Vergebung der Sünde und ein neues Leben in Gemeinschaft mit Gott haben können (Heb 9,7-9.11-12).

Bei seiner Kreuzigung lesen wir: Und siehe, der Vorhang im Tempel zerriss in zwei Stücke von oben an bis unten aus (Mt 27,51). Dieser Vorhang im Tempel trennte das Heilige vom Allerheiligsten. Der Weg zu Gott war ab jetzt frei. Was für die diensthabenden Priester eine Katastrophe war, war das eindeutige Zeichen Gottes dafür, dass jetzt jeder durch Christus Zugang zu ihm hat (Eph 3,11-12). Es ist allein Gottes Handeln, es ist allein seine Gnade. Jetzt haben wir Zugang im Glauben zu dieser Gnade (Röm 5,2). Was andere mit Deckplatte oder Sühnedeckel übersetzten, übersetzt Luther als Gnadenthron.

Das Opfer- und Tempelsystem weist auf Jesus hin. Mein Christus-zentriertes Lesen dieser schwierigen Kapitel lohnt sich also.