Wie lebe ich als Christ in einer gefallenen Welt? Vieles, was in der Welt geschieht, kann ich als Christ nicht gutheißen. Vieles kann ich im Moment auch gar nicht ändern. Das fängt schon beim Handy an. Weiß ich, ob wirklich alles fair produziert wurde, ob keine Kinderarbeit bei der Herstellung im Spiel war, ob die Arbeitsbedingungen bei allen produzierten Teilen in Ordnung waren, ob manche Arbeiter für einen Hungerlohn rödeln mussten? Oft fällt der Begriff moderne Sklaverei in diesem Zusammenhang. Ja, ich könnte vielleicht auf mein Handy verzichten, aber was ist mit den Klamotten, die ich trage, den Lebensmitteln, die ich esse, den notwendigen Waren, die mein Leben erst möglich machen? Wie also leben in diesem System?

Die biblische Welt war auch schon vom Sündenfall geprägt. Sklaverei war ein normales Phänomen des römischen Reichs, Teil des Systems. Ein Sklave war ein Wertgegenstand, gehörte dem Besitzer, war nicht frei. Wie als Christ damit umgehen? Paulus schreibt Philemon bezügliche dessen Sklaven Onesimus. Er hatte ihn offensichtlich bestohlen, war davongerannt, kürzlich durch Paulus zum Glauben gekommen. Paulus wollte ihn jetzt zurückschicken (Phlm 1,10-12.18). Wie sollte Philemon jetzt mit ihm umgehen? Er hatte doch nach römischem Recht sogar die Erlaubnis, Onesmius wegen seines Diebstahls umzubringen. Er schreibt: Du erhältst ihn wieder aber

nun nicht mehr als einen Sklaven, sondern als einen, der mehr ist als ein Sklave: ein geliebter Bruder, besonders für mich, wie viel mehr aber für dich, sowohl im leiblichen Leben wie auch in dem Herrn.

Die Bibel. (LU84)

Onesimus ist jetzt ein Glaubensbruder. Es muss Philemon doch einleuchten, dass er zur gleichen Glaubensfamilie gehört. Vor Gott sind alle Menschen gleich, egal ob sie an Jesus glauben oder nicht (Eph 6,9), aber ein Familienmitglied betrachte ich anders. Philemon soll Onesimus jetzt als einen geliebten Bruder und wie einen Freund aufnehmen (Phlm 1,17). Paulus propagiert hier nicht gleich die Abschaffung der Sklaverei, auch wenn er das sicherlich nicht gutheißen kann, aber er sagt Philemon, wie er als Christ mit einem Sklaven umzugehen hat: in Liebe und Wertschätzung. Dies gilt besonders für einen Glaubensbruder, aber ebenso für alle (Eph 5,9). Ich kann das System, in dem ich lebe, vielleicht nicht verändern, aber den Umgang mit den mir anvertrauten Personen.