Hauptsache, wir lieben einander! Mit Liebe kann man einiges entschuldigen. Da wird schon einmal ein Seitensprung gerechtfertigt. Was kann man denn schon gegen die Liebe machen? Wo die Liebe hinfällt, das ist kein Kraut gewachsen! Solche Sprüche fallen dann. Aber ist die Liebe der einzige Maßstab, nach dem wir handeln sollten?

Das hört sich doch christliche an. Aber Johannes ergänzt:

Gnade, Barmherzigkeit, Friede von Gott, dem Vater, und von Jesus Christus, dem Sohn des Vaters, sei mit uns in Wahrheit und in Liebe!

Die Bibel. (LU84)

Liebe und Wahrheit. Das sind die zwei Kriterien, die uns helfen, richtig zu handeln, etwas richtig beurteilen zu können (nicht zu verurteilen!). Gott selbst ist die Wahrheit (Joh 14,6) und die Liebe (1 Joh 4,8). Beides gehört zusammen, beides ist wichtig.

Das Problem in den damaligen Gemeinden war Folgendes: Viele Lehrer sind umhergezogen und haben gepredigt. Es war üblich, dass die Gemeinde diese Leute bei sich beherbergte. Aber leider waren viele falsche Lehrer unterwegs, die die Wahrheit nicht predigten. Die Gemeinde soll diese Leute nicht durch ihre gut gemeinte Gastfreundschaft unterstützen. So hart das klingen mag, aber die Gastgeber machen sich dadurch mitschuldig. Johannes schreibt: Wenn jemand zu euch kommt und diese Lehre nicht vertritt, dann nehmt ihn nicht auf und heißt ihn nicht willkommen, denn wer ihn willkommen heißt, macht sich mitschuldig an seinem bösen Tun (Hebr 10-11; NeÜ).

Liebe allein würde falsch handeln, deshalb ist die Wahrheit wichtig. Jesus hat alle Menschen geliebt, sogar seine Feinde, aber er hatte ihnen die Wahrheit nie vorenthalten. Ganz im Gegenteil, er hat ihnen die Wahrheit gesagt, gerade weil er sie geliebt hat. Er hat ihnen gesagt, dass sie Sünder sind und der Umkehr und Vergebung bedürfen. Er hat nicht einfach alles schöngeredet. Er hat die Wahrheit nicht verheimlicht, weil er den Menschen helfen und sie retten wollte. Er hat ihnen das gesagt, was sie hören mussten, nicht das, was sie hören wollten.

Ich würde auch lieber den Menschen sagen, dass am Ende alle gerettet werden, die sich in ihrem Leben angestrengt haben und gute Menschen waren. Dem ist nicht so (Joh 3,18; 5,24). Aber weil Jesus durch mich den Nächsten liebt, darf und muss ich ihm die Wahrheit nicht vorenthalten.