Wie geht es eigentlich mit diesem ungehorsamen Volk weiter? Das haben sich die Israeliten in Gefangenschaft auch gefragt. Wir haben das Jahr 579 v. Chr., also sieben Jahren nach der Einnahme Jerusalems und der Zerstörung des Tempels. Das Volk war am Boden zerstört. Ihr Land, ihre Hauptstadt, ihr Tempel … alles weg. Ihnen war nicht mehr nach Singen und Musizieren zumute. Ganz im Gegenteil, sie heulten (Ps 137). Wie geht es nur weiter? Geht es überhaupt weiter?
Gott gibt ihnen durch Hesekiel eine Antwort, eine Vision (40,2; in LU84 Gesichte genannt). Hesekiel soll das in der Vision Gesehene, dem Volk Israel verkündigen.
Und er sprach zu mir: Du Menschenkind, sieh her und höre fleißig zu und merke auf alles, was ich dir zeigen will; denn dazu bist du hierher gebracht, dass ich dir dies zeige, damit du alles, was du hier siehst, verkündigst dem Hause Israel.
Die Bibel. (LU84)
In einer langen, ausführlichen Beschreibung zeigt Gott ihnen den Bauplan, das Aussehen, eines großartigen zukünftigen Tempels (Kap 40-46). Dass es sich nicht um den Tempel Serubbabels, der 516, 20 Jahre nach ihrer Rückkehr nach Israel, fertig wurde und auch nicht den neutestamentlichen Tempel, den Herodes der Große errichtet hatte, handelte, wird an der Beschreibung dieses Tempels klar. Das passt einfach nicht zusammen. Von welchem Tempel spricht Gott dann?
Offensichtlich handelt es sich um ein zukünftiges Ereignis. Wahrscheinlich um die Endzeit, wo Christus im sogenannten Millennium (dem tausendjährigen Reich; s. Offb 20,1-6) regieren wird. Ob dieser Tempel dann wirklich gebaut werden wird oder ob es sich um eine bildhafte Veranschaulichung handelt, soll an dieser Stelle nicht diskutiert werden. Zu unterschiedlich und detailliert sind da die Ansichten.
Aber eines wird klar: Das Volk hat eine Zukunft und Gott wird mitten unter ihnen wohnen. Der Tempel ist das WohnzimmerGottes, Salomo hat das schon bezeugt (1 Kön 8,12-13). Auch wenn man Gott nicht in eine Wohnung stecken kann (1 Kön 8,27), er ist überall, so war er doch im Tempel Salomos in Jerusalem sichtbar und erfahrbar (1 Kön 8,10-11).
Das wird auch für Israel in Zukunft Realität werden. Sie werden zum Tempel, zu Jesus (Joh 2,21), kommen und Gemeinschaft mit ihm haben. Sie werden seine Herrlichkeit erkennen und ihn anbeten.