Habakuk prophezeite Juda die herannahende Einnahme Jerusalems und Judas. Es war ungefähr die Zeit um 605 v. Chr., also 20 Jahre vor der Zerstörung des Südreichs. Babylon war schon ein Global Player. Die Einnahme Ninives 612 v. Chr. und der damit verbundene Niedergang des Assyrischen Reiches war offensichtlich. Die Niederlage der Assyrer und dessen Verbündeten Ägypten war in der Schlacht von Karkemsich 605 v. Chr. durch die neue Großmacht Babylon gerade besiegelt worden (Jer 46,2). Das kleine Land Juda sah die Bedrohung. Babylon überrollte alles! Erbarmungslos töteten sie und nahmen ein ums andere Gebiet ein. Habakuk stellt Gott dabei die Warum-Frage. Warum lässt Gott das zu? In der Erklärung Gottes, die dann zu einem wunderbaren Glaubensbekenntnis Habakuks führt (Hab 3), fällt dieser Satz:
Alsdann brausen sie dahin wie ein Sturm und jagen weiter; mit alledem machen sie ihre Kraft zu ihrem Gott.
Die Bibel. (LU84)
Die Rede ist von Babylon, die mit ihrer Kraft alles niedermetzeln (1,7). Sie überrumpelten jede Nation im Eiltempo (1,8). Sie nehmen viele Gefangene und führen sie fort (1,9). Andere Könige und deren Reiche sind für sie Kinkerlitzchen (1,10). Aber in ihrer Überlegenheit werden sie auch überheblich. So überheblich, dass sie ihre eigene Kraft als ihren Gott anbeten.
Gott sieht das. Obwohl er Babylon als sein Werkzeug bestimmt hatte, um Gericht über Juda zu bringen, lässt er diese Überheblichkeit nicht durchgehen. Das Babylonische Reich in all seiner Kraft, Pracht und großen Ausdehnung hielt nur bis 539 v. Chr., als die Perser sie vernichtend schlugen.
Viele Mächtige haben in der Zwischenzeit auf ihre eigene Kraft gesetzt, sie angebetet. Wie viele davon sind noch übrig? Gott richtet jeden, der sich selbst als Gott aufspielt hat. Egal, ob das ein Alexander der Große, ein Kaiser Augustus, ein Napoleon, Stalin, Hitler oder wer auch immer war. Sie sind alle weg! Übrigens werden die heutigen Machthaber, die zu viel von sich halten, das gleiche Schicksal erleiden.
Es geht aber auch um mich. Um meine eigene Kraft. Wie viel halte ich oft von mir, von meinen Leistungen, meiner Kraft, vielleicht auch von meiner gespielten Demut, im Sinne von: Meine Demut ist mein ganzer Stolz? Es wird Zeit, umzudenken. Meine Kraft ist endlich, Gottes Kraft ist unendlich. Ich brauche ihn (Joh 15,5; 2 Kor 12,9).