Wer am lautesten schreit, hat recht! Wir denken da automatisch an Demonstrationen, wo einer bestimmten Meinung Gehör verschafft werden soll. Je mehr Teilnehmer, je lauter, desto besser. Aber ist die Meinung der vielen immer die richtige?
Joschafat, der König von Juda unterstützt Ahab, den König von Israel bei dessen Krieg mit den Aramäern. Joschafat schlägt aber Ahab vor, noch die Meinung Gottes einzuholen, bevor man sich auf eine kriegerische Auseinandersetzung mit den Aramäern einlassen würde. Daraufhin holt der gottlose König Ahab ungefähr 400 seiner Propheten, um sie nach einem Ratschlag zu fragen. Sie sagen, was Ahab hören wollte (1 Kö 22,4-6).
Joschafat aber sprach: Ist hier kein Prophet des HERRN mehr, dass wir durch ihn den Herrn befragen?
Die Bibel. (LU84)
Doch, da ist noch einer, Micha, aber er sagt, so die Meinung Ahabs, immer nur Böses (22,8). Und tatsächlich, als Micha kommt, sagt er eine Niederlage voraus (22,17). So ein Miesmacher! Aber Micha sollte Recht behalten. Der Kampf geht verloren, der König Ahab stirbt dabei (22,36-37).
400 gegen einen. Teilweise hatten sie sogar eindrucksvolle anschauliche Demonstrationen parat, um ihre Lüge zu unterstreichen (22,11). Micha dagegen hatte nicht viel zu bieten, vor allem keine attraktive Botschaft, eine Botschaft, die positiv klingt. Selbst Beeinflussungsversuche prallen bei ihm ab (22,13). Micha entgegnete nur: Ich will reden, was der HERR mir sagen wird (22,14).
Das ist Standhaftigkeit! Einer gegen alle. David gegen Goliat. Und doch, er sollte recht behalten, weil er Gottes Worte redete, die Wahrheit, und nichts als die Wahrheit. Er hatte es nicht nötig, möglichst laut zu schreien. Er benötigte keine bildhaften Demonstrationen, um seine Botschaft beeindruckend zu untermauern!
Aber Ahab und auch Joschafat hörten nicht auf ihn. Die anderen waren mehr, sie machten sich lauter bemerkbar und sie hatten eine Botschaft, die der König Ahab hören wollte. Paulus warnt vor solchen Leuten, vor denen, die eine falsche Botschaft übermitteln und vor denen, die sich genau solche falschen Propheten aussuchen. Denn es wird eine Zeit kommen, da sie die heilsame Lehre nicht ertragen werden; sondern nach ihren eigenen Gelüsten werden sie sich selbst Lehrer aufladen, nach denen ihnen die Ohren jucken (2 Tim 4,3). Schenke ich auch Leuten Vertrauen, die das sagen, was ich hören will?