Zu was hat mich Jesus berufen? Diese Frage hört man im christlichen Umfeld immer wieder. Meistens ist dabei unsere Lebensaufgabe gemeint, mit was mich Gott beauftragt hat. Man hört dann Aussagen wie: Ich bin dazu berufen, sozial schwachen Jugendlichen in den Innenstädten zu helfen. Aber ist das wirklich meine Berufung?

In der Bibel findet sich das Wort berufen an mehreren Stellen, so auch hier:

Er hat uns gerettet und dazu berufen, zu seinen Heiligen zu gehören. Das geschah nicht etwa aufgrund unserer Taten, sondern aus seinem eigenen Entschluss – und aus der Gnade, die er uns schon vor ewigen Zeiten in Christus Jesus geschenkt hat.

Die Bibel. (BB)

Wörtlichere Übersetzungen, wie die LU84, haben sogar die Wurzel kaleō gleich zweimal in diesem Vers: berufen (kaleō) mit einem heiligen Ruf (klēsis v. kaleō). Wenn man die Vorkommen im Neuen Testament betrachtet, wird es oft als heißen in Verbindung mit einem Namen übersetzt, also zum Beispiel in Mt 2,23: Er soll Nazoräer heißen (kaleō) oder in Lk 1,60: Er soll Johannes heißen (kaleō). Dabei geht es zuallererst einmal um das Sein, nicht um das Tun.

Oft wir bei der Geburt eines Kindes zuerst nach dem Namen gefragt: Wie heißt es? Dass bei einem Neugeborenen nicht nach dem Geleisteten, dem Tun, gefragt wird, ist offensichtlich. Ebenso geht es als Christ nicht zuallererst um mein Tun, das was ich für Jesus tue, sondern um mein Sein. Wer bin ich in Jesus? Wie ruft/heißt er mich? Sein heiliger Ruf nennt mich Kind Gottes (Joh 1,12). Er nennt mich Heiliger.

Weil ich irgendetwas geleistet hättet? Nein. Das geschah nicht etwa aufgrund unserer Taten. Gott hat in Jesus, schon vor Erschaffung des Menschen und aus einer liebenden Gnade heraus, alles gemacht, dass ich sein Kind werden darf. Ich muss dieses Angebot nur im Glauben an Jesus annehmen.

Was ist also meine Berufung? Genau, dieses Angebot annehmen und in dieser Beziehung mit Jesus zu leben. Was ist dann mit der Berufung, von der viele Christen sprechen?Die Bibel nennt das nicht Berufung, sondern Sendung: Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch (Joh 20,21). Zuerst kommt meine Berufung, eine Berufung in die Gemeinschaft mit Jesus. Dazu hat mich Jesus berufen.