Christ und Staat, nicht nur ein beliebtes Thema im Religionsunterricht, sondern auch immer wieder ein aktuelles Thema, jetzt und auch in der Vergangenheit. Da können wir viel von Paulus lernen. Wie ging er mit seinen Pflichten und Rechten als römischer Staatsbürger um? Wie gehe ich als Christ mit den Pflichten und Rechten um, die ich als Staatsbürger habe? Doch zunächst zu Paulus. Nach der Anklage der Juden durch Tertullus und der anschließenden Verteidigung vor Felix, dem zuständigen römischen Statthalter (Apg 24,1-21), der anschließenden Verschleppung des Prozesses und der Wiederaufnahme desselben unter Festus, dem Nachfolger des Felix (Apg 24,22-25,9), macht Paulus schließlich von seinem römischen Recht Gebrauch, sich vor dem Kaiser in Rom verantworten zu können, der höchsten Instanz, um diesen Fall abschließend zu klären.
Paulus aber sprach: Ich stehe vor des Kaisers Gericht; da muss ich gerichtet werden. Den Juden habe ich kein Unrecht getan, wie auch du sehr wohl weißt.
Die Bibel. (LU84)
Warum macht er das? Ich glaube, es gibt zwei Gründe dafür. Er wollte unbedingt nach Rom reisen, um auch dort die Gemeinde zu besuchen (Röm 1,13). Auf diese Weise bekam er eine kostenlose Reise inklusive Bodyguards (Soldaten). Zum anderen konnte er bei einem Freispruch vor der höchsten richterlichen Instanz, quasi des Bundesverfassungsgerichts von damals, den christlichen Glauben in der ganzen damaligen Welt legitimieren. Paulus machte immer mal wieder Gebrauch seiner römischen Staatsbürgerschaft (Apg 16,37; 22,25).
Auffallend ist, jedes Mal, wenn Paulus seine Staatsbürgerrechte einfordert, dient das in erster Linie nicht sich selbst, sondern der Rechtfertigung und Verbreitung des christlichen Glaubens und der Botschaft von Jesus. Ihm ist sein eigenes Leben nicht so wichtig (Phil 1,21), ihm geht es um Jesus, und dass dessen Botschaft unter die Leute kommt. Er zieht alle rechtlichen Register, um unter der Legitimation des Staates, seinen Glauben leben zu können.
Was heißt das für mich? Ich mache von meinen Rechten Gebrauch, um Jesus und der Verbreitung des Evangeliums zu dienen. Das heißt für mich, dass ich zum Beispiel von dem Recht Gebrauch mache, wählen zu können. Ich freue mich auch am Recht der Versammlungs- und Meinungsfreiheit. Wir Christen meckern gerne über unseren Staat. Stattdessen sollten wir lieber die Rechte nutzen, die wir haben, und für die uns Regierenden beten (2 Tim 2,1-3).