Jeder, der einmal in einem fremden Land war, kennt diese Unsicherheit, die man automatisch empfindet. Die anderen reden, aber man kann sie nicht verstehen, auch die Beschriftungen an Geschäften und auf Straßenschildern sagen einem gar nichts. Neue Gerüche strömen in unsere Nase. Unsere Augen beobachten etwas für uns Fremdes. Unsere ganzen Sinne sind von all dem Neuen überfordert.
So ging es wohl auch Trophimus, der mit Paulus von Ephesus aus der römischen Provinz Asia – in der heutigen westlichen Türkei gelegen – nach Jerusalem kam.
Sie hatten Paulus nämlich kurz zuvor zusammen mit Trophimus aus Ephesus in Jerusalem gesehen. Jetzt dachten sie, dass Paulus ihn in den Tempel mitgenommen hätte.
Die Bibel. (BB)
Er sammelte viele Eindrücke von dieser, für ihn als griechisch geprägten Menschen, so fremden Stadt. Anstatt dem Tempel der Diana stand hier der Tempel Jahwehs, dem Gott der Juden. Er durfte ihn nur von außen sehen, durfte höchstens noch in den Vorhof der Heiden, aber nicht weiter. Es gab danach eine kleine Mauer mit Warnhinweisen, dass Heiden unter Androhung der Todesstrafenicht weitergehen durften.
Natürlich war er von Paulus nie weiter als bis in den Vorhof der Heiden gebracht worden, aber die frommen Juden dachten, das wäre geschehen. Man muss auch bedenken, dass das Pfingstfest bei den Juden unmittelbar bevorstand, und viele sehr religiöse Juden aus vielen Länder nach Jerusalem gepilgert waren. Eine Heide im Innenbereich des Tempels wäre eine Vollkatastrophe gewesen. Statt einem großen Fest wäre wahrscheinlich ein großes Fasten angesagt gewesen, weil der Tempel durch einen Heiden unrein geworden wäre.
Paulus wird festgenommen, weil die Juden dachten, Paulus hätte Trophimus in den Tempel mitgenommen. Trophimus selbst war wohl bei der Festnahme des Paulus nicht anwesend, aber er hatte ganz sicher davon erfahren.
Was für ein Kontrast! Hier begegnete er in der jüdischen Religion einer gewissen Ab- und Ausgrenzung. Als Heide konnte er Gott nicht so nahe kommen, wie er es als Christ erlebt hatte. Eine Mauer verwehrte ihm den Zugang zum Tempel. Jetzt wurde für ihn sichtbar, was Paulus zuvor seiner Gemeinde geschrieben hatte: Christus … hat die Mauer niedergerissen, die sie (Juden und Heiden) trennte (Eph 2,14). Durch Jesus gibt es keine Trennmauer mehr. Er schafft Versöhnung zwischen Menschen und zu Gott.