Man kann den Pharisäern viel vorwerfen, aber sie haben die alttestamentliche Lehre gekannt und versucht, entsprechend zu leben. So haben sie auch in Erwartung des Reiches Gottes gelebt. Sie erwarteten ein irdisches Reich mit ihrem Messias als König, der sie von der Herrschaft der Römer befreit. Ein Reich, das alle anderen Nationen beherrscht und wo die anderen Nationen kommen werden, um diesen König zu bestaunen und ihn anzubeten (vgl. Ex 19,5-6; Jes 2,2-4; Micha 4,1-5; Sach 14).
Auch bei Lukas spielt das Reich Gottes eine wichtige Rolle, der Begriff kommt 32 Mal in seinem Evangelium vor. Ist es ein irdisches Reich, wie die Pharisäer es erwarteten? Spricht Lukas von einem unsichtbaren, himmlischen Reich? Was sagt die Bibel? Was lehrt Jesus dazu? Er äußert sich an mehreren Stellen dazu, eine ist diese:
man wird auch nicht sagen: Siehe, hier ist es!, oder: Da ist es! Denn siehe, das Reich Gottes ist mitten unter euch.
Die Bibel. (LU84)
Wenn wir an Jesus glauben, gilt: das Reich Gottes mitten unter euch. Man könnte auch übersetzen: in euch! Bei aller Vielschichtigkeit der Lehre wird deutlich: Das Reich Gottes ist die Herrschaft Gottes durch Jesus. Jeder, der an ihn glaubt, hat diese Herrschaft Gottes in seinem Leben. Reich Gottes wird und ist dann Wirklichkeit im Leben eines Menschen. Der Gläubige erwartet aber auch die Vollendung dieser Herrschaft bei Jesu Wiederkunft (Lk 21,31; 22,16.18). Dann werden Sünde, Leid und Tod ausgerottet sein (Offb 21,4) und die Schöpfung wird wiederhergestellt sein (Röm 8,20-22). Eine zukünftige Erfüllung steht also noch aus.
Die Jünger Jesu sind aufgerufen, dieses Reich Gottes bekannt zu machen (Lk 9,2.60), weil es damals in unmittelbarer Nähe war (Lk 10,9.11). Später sagt Jesus, dass das Reich Gottes jetzt da ist (Lk 11,20). Die Pharisäer haben es nicht begriffen, dass er von sich selbst als dem ewigen König dieses Himmelreichs spricht. Sie haben mit einem unmittelbar irdischen Reich gerechnet (Lk 17,20).
Auch wenn jeder eingeladen ist (Lk 13,29; 18,16) können wir nur durch einen vertrauenden, nämlich kindlichen Glauben in dieses Reich Gottes hineinkommen (Lk 18,17). Unser materieller Reichtum macht es uns dagegen schwer, ein Teil davon zu sein, weil man sich zu sehr auf das Geld verlässt (Lk 18,24-25). Auch andere wichtige Beziehungen im Leben müssen auch zurückstehen (Lk 18,29).