Auf einer Israel-Reise habe ich mich gewundert, dass es im Hotel am Sabbat einen Aufzug gab, der auf jedem Stockwerk hielt, automatisch die Türen öffnete und wieder schloss, egal ob da jemand war oder nicht. Die Begründung für den sogenannten Sabbataufzug liegt in 2 Mose 35,3 verborgen: Ihr sollt kein Feuer anzünden am Sabbattag in allen euren Wohnungen. Beim Drücken des Knopfes, um den Aufzug anzufordern, könnte ein kleiner elektrischer Funke entstehen, was gleichzusetzen ist mit Feuer anzünden. Um das Gesetz Gottes nicht zu brechen, entstanden vieler solcher Extragesetze.

Auch die Juden der damaligen Zeit hatten viele Traditionen, die weit über das Alte Testament hinausgingen.

Denn die Pharisäer und alle Juden essen nicht, wenn sie nicht die Hände mit einer Handvoll Wasser gewaschen haben, und halten so die Satzungen der Ältesten;

Die Bibel. (LU84)

Laut den Juden gab es zusätzlich zum schriftlichen Gesetz (die fünf Bücher Mose) noch das mündlich überlieferte Gesetz Gottes, das ebenso von Gott inspiriert und deshalb gleichbedeutend war. Erst im 2. Jahrhundert n. Chr. wurde dies dann in der sogenannten Mischna auch schriftlich festgehalten.

Diese mündlichen Gesetze meinte Markus, wenn er von den Satzungen der Ältesten spricht. Es ging beim Händewaschen vor dem Essen nicht um ein hygienisches, sondern um ein geistliches Reinigungsprocedere. Diese äußere Frömmigkeit greift Jesus heftig an. Mit ihren falschen Gesetzen setzten sich diese Menschen sogar über die Gebote Gottes hinaus und brechen diese (7,6-13). Jesus nennt sie Heuchler, man könnte das Wort auch mit Scheinheilige übersetzen. Sie scheinen Heilige zu sein, sind es aber nicht. Paulus warnt übrigens später auch vor solchen Leuten (2 Tim 3,5).

Es sollte uns als Warnung dienen. Auch Christen haben Traditionen. Sie sind über die Jahrhunderte entstanden. Manche von ihnen sind sehr gut, manche nicht. Wir praktizieren sie, weil man das immer schon so gemacht hat. Wir müssen uns folgende Fragen gefallen lassen: Warum mache ich das? Ist es biblisch oder woher kommt diese christliche Tradition? Selbst da müssen wir vorsichtig sein. Manchmal werfen wir eine Tradition über Bord, die Nichtgläubigen eigentlich hilft, Jesus zu erkennen. Die Weihnachtstraditionen sind unter anderem solch ein Anlass, um Nichtchristen die Botschaft vom Licht der Welt (Kerzen) zu vermitteln. Diese Chance sollten wir nutzen.