Auch wenn es in der Realität unmöglich ist, über den eigenen Schatten zu springen, so ist es im übertragenen Sinne möglich und auch umso wichtiger. Petrus musste diese Erfahrung machen. Er war überzeugter Christ, war eine wichtige Stütze der Jerusalemer Gemeinde und ein von Gott gesandter Verkündiger, ein Apostel, aber er hatte noch vieles zu lernen. Er war als Jude aufgewachsen und da war es ein No-go, in das Haus eines nichtgläubigen Heidens zu gehen. Dadurch würde man sich unrein machen und wäre für einige Zeit aus der Gemeinde und der Gemeinschaft mit Gott ausgeschlossen. So gingen etwa die Juden, die Jesus angeklagt hatten, nicht ins heidnische Prätorium hinein, damit sie nicht unrein würden, sondern das Passamahl essen könnten (Joh 18,28).

Gott benutzte gleich dreimal eine Vision (Apg 10,10-16), um Petrus klarzumachen, dass er zu dem römischen Hauptmann Kornelius ins Haus gehen sollte, um ihm das Evangelium zu predigen. Eine Sinnesänderung hatte bei ihm stattgefunden, was er auch bekennt.

Und er sprach zu ihnen: Ihr wisst, dass es einem jüdischen Mann nicht erlaubt ist, mit einem Fremden umzugehen oder zu ihm zu kommen; aber Gott hat mir gezeigt, dass ich keinen Menschen meiden oder unrein nennen soll.

Die Bibel. (LU84)

Petrus war Gott gehorsam und ging hinein. Kornelius wurde gläubig und Petrus hatte eine wichtige Lektion gelernt: Nun erfahre ich in Wahrheit, dass Gott die Person nicht ansieht; sondern in jedem Volk, wer ihn fürchtet und recht tut, der ist ihm angenehm (10,34-35). Was für uns offensichtlich ist, war für Petrus eine wichtige Lektion. Gott hat in Jesus die ganze Welt geliebt (Joh 3,16).

Aber ist diese biblische Wahrheit auch in meiner Begegnung mit anderen offensichtlich? Oder gibt es da für mich Menschen zweiter Klasse oder Menschen, die ich sofort in eine Schublade stecke? Wie begegne ich der Obdachlosen, die im Wärmeraum am Bahnhof neben mir sitzt, dem Flüchtling aus Afghanistan oder dem arroganten Schnösel, der denkt, etwas Besseres zu sein? Habe ich das nicht nur im Kopf, sondern auch in meinem Handeln schon begriffen, dass Gott die Person nicht ansieht? Vielleicht hilft mir dabei ein Blick in den Spiegel und die Erkenntnis, dass Gott sogar mich liebt! Wem kann ich heute Gottes Liebe zeigen?