Am Ende des Grundkurses Theologie spricht Paulus über ganz Praktisches, nämlich das Zusammenleben in der Gemeinde. Alles wird durch das Thema Liebe überstrahlt.

Die Liebe sei ohne Falsch. Hasst das Böse, hängt dem Guten an.

Die Bibel. (LU84)

Hier ist nicht die Rede von einer Kuschel-Liebe, der Schmalzfilm-Liebe oder einer rein gefühlsbetonten Liebe. Natürlich ruft die Liebe auch unsere Gefühle und Emotionen hervor, aber es ist zunächst mal eine Willensentscheidung. Man sagt ja auch nicht am Traualtar Ich fühle mich heute so, sondern Ich will! Es ist eine bewusste Entscheidung für den anderen. Ich stelle mich bedingungslos hinter den anderen. In der Ehe will ich den anderen lieben in guten und in schlechten Zeiten. Leider erlebe ich es in meinem Umfeld immer wieder, dass der Ehepartner davonläuft, sich aus dem Staub macht, wenn es dem anderen schlecht geht. Das hat zwar auch mit Liebe zu tun, aber mit einer egoistischen Liebe, der Selbstliebe! Ich denke an mich. Das ist hart, aber wahr!

Jesus ist nicht davongelaufen. Im Gegenteil, er hat sich zu mir gestellt, meine Sünde auf sich geladen. Er ist sogar an meiner Stelle gestorben, als er mir noch gänzlich egal war: Gott aber erweist seine Liebe zu uns darin, dass Christus für uns gestorben ist, als wir noch Sünder waren (Röm 5,8).

Paulus sagt dem jungen Gemeindeleiter TimotheusDie Hauptsumme aller Unterweisung aber ist Liebe aus reinem Herzen und aus gutem Gewissen und aus ungefärbtem Glauben (1 Tim 1,5). Hier wird deutlich gesagt, dass wir die Botschaft in Wahrheit und Liebe weitersagen sollen. Manchmal darf Liebe wehtun, weil wir das Beste für den anderen wollen. Deshalb sprechen wir in Wahrheit an, was mein Gegenüber vielleicht gar nicht hören will. Das Wort ungefärbt heißt hier eigentlich ungeheuchelt. Wir sind echt. Wir sagen dem anderen die Wahrheit, weil wir ihn lieben. Dieses Wort ungeheuchelt ist auch das Wort, das Luther hier mit ohne Falsch übersetzt. Die Gemeinde ist von unverfärbter Bruderliebe (auch hier wird das Wort ungeheuchelt verwendet) gekennzeichnet (1 Petr 1,22).

Ist das in meiner Gemeinde so? Ist das bei mir so? Begegne ich dem anderen in Liebe ohne Falsch? Sage ich meinem Nächsten die Wahrheit, weil mich die Liebe Jesu dazu treibt?