Wenn ich eine Person kennenlernen will, verbringe ich möglichst viel Zeit mit ihr. Zeit, in der wir miteinander etwas unternehmen, aber vor allem Zeit, in der wir miteinander reden. Reden beim Spazierengehen, reden beim Essen, reden am Handy. Wir kommunizieren miteinander, wir tauschen uns aus, um einander besser kennenzulernen.
David kennt Gott. Er kennt ihn gut. Er sagt:
Darum hoffen auf dich, die deinen Namen kennen; denn du verlässest nicht, die dich, Herr, suchen.
Die Bibel. (LU84)
Beim hebräischen kennen geht es um weit mehr als nur um das Wissen über jemanden. Es geht um die Beobachtung, dass Gott im Leben des Einzelnen und des Volkes Israel wirkt und handelt. Es geht um das Erleben, um das Erkennen Gottes im Leben des Gottesfürchtigen. Es ist eine so innige Beziehung, dass sogar der Geschlechtsakt zwischen Mann und Frau mit demselben Wort, übersetzt als erkennen, bezeichnet wird (z. B. 1 Mose 4,1).
Eine so innige Beziehung entsteht neben allem Erleben mit Jesus in meinem Alltag gerade in der Kommunikation. Ich kenne ihn durch das Hören auf sein Wort, die Bibel, und durch das Reden mit ihm, das Gebet. Das sind die Psalmen, Gebete des Menschen zu Gott, ein Reden des Herzens mit Gott, wie es Martin Luther definiert. Die Psalmen waren die Antwort auf das, was die Juden des Alten Testaments im Wort, der Torah (die fünf Bücher Mose), von Gott hörten.
Viele Christen wünschen sich, dass sie Gott mehr in ihrem Leben spüren. Was sie damit meinen, ist dass sie das Handeln Gottes mehr in ihrem Leben erfahren wollen. Das ist ein guter Wunsch, aber wir sollten anfangen, ihn mehr zu suchen (wie es in unseren Vers heißt), ihn mehr zu kennen.
Wie kann ich das machen? Mehr auf ihn hören (Bibellesen) und mehr mit ihm reden (Gebet). Beim mehr geht es nicht um die Quantität, sondern um die Qualität. So ist zum Beispiel das Gebet ein Reden des Herzens mit Gott, ein inniges Reden und nicht ein Geplapper (Mt 6,7). So darf ich auch die Psalmen, die natürlich von Gott inspiriert und damit auch Gottes Wort sind, als vorformulierte Gebete benützen, gerade auch wenn ich keine eigenen Worte mehr finde. Ich darf ihn suchen, ihn kennenlernen.