Gott beantwortet unsere Fragen, vielleicht nicht so wie wir uns das wünschen. Hier beantwortet er die Frage Hiobs ganz anders als erwartet, aber er antwortet, und zwar so, dass Hiob getröstet und gewiss ist. Hiobs Frage ist ja die, dass er nicht verstehen kann, warum ihm Gott all das Leid zumutet, obwohl er doch nichts falsch gemacht hat. Gott spricht Hiobs Leiden überhaupt nicht an und doch ist Hiob mit der Antwort mehr als getröstet.

Zunächst mal begegnet uns das Wort HERR wieder (38,1), das erste Mal seit 12,9. Davor kommt es nur in Kapitel 1 und 2 vor (15 x) und in Kapitel 38-42 (12 x), also ganz am Anfang und am Ende. Es ist das Wort für JHWH, der Bundesgott des Israeliten, der Beziehungsgott, der eine persönliche Beziehung zu seinen Leuten sucht. Es wird deutlich, dass das Antworten, das folgt, im Tiefen ein Antwortgeben des persönlichen Gottes ist und eben keine theologische Zurechtweisung, wozu es bei den Freunden Hiobs ausgeartet war.

Wie Gott antwortet erstaunt uns:

Gürte deine Lenden wie ein Mann! Ich will dich fragen, lehre mich!

Die Bibel. (LU84)

Gott antwortet, indem er Fragen stellt – viele Fragen! Wenn ich richtig gezählt habe, sind es in meiner Luther-Bibel 51 rhetorische Fragen (38,4-41,6). Es sind Fragen zur Schöpfung, zu den Gestirnen, zur Tierwelt, zum Verhältnis Mensch-Gott. Eines nur sollen diese Fragen, deren Antwort schon klar ist, ausdrücken: Gott ist allmächtig und darum können wir Menschen ihm weder etwas vorschreiben noch ihn zurechtweisen (40,1-2). Wir können bei ihm nicht einmal unser vermeintliches Recht auf Leben einfordern. Wir können vor ihm nicht bestehen (41,2-3). Gott ist Gott und er kann tun, was er will.

Das ist zunächst nicht sehr tröstlich, doch vergessen wir nicht, dass er als YHWH vorgestellt wird. Er ist der persönliche Gott, der eine Beziehung zu dir und mir will. Er liebt uns. Das ist eine super Kombination: Gott ist allmächtig und er liebt uns. Im Neuen Testament wird seine Liebe nochmals so unterstrichen: Gott aber erweist seine Liebe zu uns darin, dass Christus für uns gestorben ist, als wir noch Sünder waren (Röm 5,8).

Diesem allmächtigen und liebenden Gott darf ich mich getrost anvertrauen. Du darfst das jetzt sofort tun. Fang an!