Natürlich war meine Freude groß, als Wataru Endo in der Saison 2021/22 „meinem“ VfB Stuttgart im letzten Spiel in der 2. Minute der Nachspielzeit noch den direkten Klassenerhalt in der Fußball-Bundesliga sicherte. Aber kein Mensch kann uns eine solche Freude schenken wie Gott.

Zur Zeit Nehemias war die Stadtmauer Jerusalems innerhalb von 52 Tagen fertig geworden. Ein wahres Meisterwerk der Aufbaugeschwindigkeit! Und ganz ehrlich: Ohne Nehemia wäre das nichts geworden. Er initiierte den Mauerbau, er motivierte die Leute, er organisierte die Baustelle, er ermutigte das Volk, als sich dieses vor den Feinden fürchtete, er verzichtete auf seinen guten Job als Mundschenk, auf sein Gehalt als Statthalter, er versorgte viele Leute mit täglichem Essen, er schlief in Kampfklamotten, Schuhen und hatte die Waffen immer griffbereit. Ohne ihn wäre nichts gelaufen.

Bei der Einweihung seines Projektes wäre es an der Zeit gewesen, es so zu organisieren, dass er im Mittelpunkt steht, dass er die Würdigung erhält, die ihm gebührte. Doch Nehemia machte es anders: Er organisierte die Mauerprozession so, dass er die unattraktivere Route über das Wohnviertel wählte. Esra, dem Priester Gottes, wies er die Fanmeile in der Königsstraße von Jerusalem zu, dem Highlight, dem Stadtzentrum: die alte Davidsstadt! Er wählte in seinem Mauerzug nur einen Dankchor, Esra hatte dagegen einen Chor plus eine Bigband. Er lief in der Mitte seines Mauerzuges, Esra stellte er dagegen an die Spitze seiner Prozession. Und die zwei Mauerzüge, die in unterschiedlicher Richtung über die fertige Mauer zogen, trafen sich nicht an Nehemias Haus, sondern am Haus ihres Gottes, dem Tempel (Neh 12,27-42).

Was wollte er durch diese Choreografie ausdrücken: Gott hat alles möglich gemacht. Ihm gebührt der Dank, die Ehre und das Lob. Er sagte es selbst „weil die gnädige Hand meines Gottes über mir war“ (2,8). Und die Leute hatten diese Botschaft an der Mauer-Einweihungsparty verstanden:

Und es wurden an diesem Tage große Opfer dargebracht und sie waren fröhlich, denn Gott hatte ihnen eine große Freude gemacht, sodass sich auch Frauen und Kinder freuten, und man hörte die Freude Jerusalems schon von ferne.

Die Bibel. (LU84)

Gott gebührt die Ehre, so wollte es auch Nehemia. Nicht ich, sondern Jesus steht im Mittelpunkt! Ist das auch die ehrliche Absicht meines Lebens?