In Buchläden und bei Online-Buchhändlern gibt es unzählige Bücher zum Thema „Selbsthilfe“. Titel wie Ab sofort stehe ich an 1. Stelle oder Der Weg zur inneren Freiheit: Eine inspirierende Reise zu dir selbst sind nur einige Beispiele dafür. Wie viele finde ich dagegen zum Thema „Nächsten-Hilfe“? Wir sind eine sehr auf sich selbst ausgerichtete Gesellschaft. Wir sind eine „kalte“ Gesellschaft, weil wir uns selbst verwirklichen wollen, nur uns selbst im Blick haben.

Wie gut tut da das biblische Beispiel von Nehemia. Alles begann im Jahr 445 v. Chr. mit der Frage nach dem Ergehen der aus der Gefangenschaft zurückgekehrten Einwohner von Jerusalem. Die negative Antwort löst bei Nehemia folgende Reaktion aus:

Als ich aber diese Worte hörte, setzte ich mich nieder und weinte und trug Leid tagelang und fastete und betete vor dem Gott des Himmels.

Die Bibel. (LU84)

Es war nicht nur ein kurzes, mitleidvolles, christliches Getue, sondern tiefes Mitgefühl. Ein Mitleiden und inneres Betroffensein. Wir sehen im weiteren Verlauf des Buches, dass er seinen guten Beruf als Vorkoster (Mundschenk) des persischen Königs Artaxerxes, aufgab, um seinen Landleuten zu helfen. Es ging ihm nicht um Selbsthilfe und Selbstverwirklichung, sondern darum, dass anderen geholfen und dass Gott geehrt wird. Wenn wir das erste Kapitel anschauen, dann sind drei Dinge Voraussetzungen, um anderen langfristig und zielgerichtet helfen zu können. 1. Er liebt Gott. Gleich nachdem er die schlechte Nachricht erhält, wendet er sich im Gebet zu Gott und sucht die Gemeinschaft mit ihm. Wenn in dieser Situation jemand helfen kann, dann ist es Gott. 2. Er liebt die Menschen. Seine Gottesbeziehung macht dies möglich. Er sieht den Menschen als geliebte Geschöpfe Gottes, die ihren Wert in der Gemeinschaft mit Gott finden (1,5). 3. Er ist bereit zu dienen und sich für diese Menschen einzusetzen (1,11).

Wahre Nächstenliebe, die langfristig, aufopfernd und im Tiefsten nicht selbstbezogen ist, ist nur dann möglich, wenn meine Gottesbeziehung stimmt. Meine Liebe zu Jesus treibt mich automatisch zum Nächsten und macht mich bereit, selbstlos anderen zu dienen. Das Doppelgebot der Liebe in Lukas 10,27-28 fasst dies knapp zusammen: Gott lieben und den Nächsten lieben. Da bleibt kein Platz für mein Ego, für mein Ich. Jesus wird in mir sichtbar. Das ist die Jesus-Art!