In diesen Kapiteln sehen wir einen weiteren Aspekt der Heiligkeit. Um vor einen heiligen Gott treten zu können, um Gemeinschaft mit ihm zu haben, muss man heilig sein. Gott kann keine Art der Verunreinigung akzeptieren.

Denn ich bin der Herr, euer Gott. Darum sollt ihr euch heiligen, sodass ihr heilig werdet, denn ich bin heilig; und ihr sollt euch nicht unrein machen an irgendeinem Getier, das auf der Erde kriecht.

Die Bibel. (LU84)

Um heilig zu sein, um Gott nahen zu können, musste der Priester, das Volk und der Einzelne kultisch rein sein. Gott legte fest, was in seinen Augen rein und unrein war. Das betrifft die Tierwelt, den Menschen und die täglichen Gegenstände und Tiere, mit denen er in Berührung kommt (3 Mose 12-15). Manche Vorschriften Gottes können erklärt werden, manche verstehen wir nicht. Die Unreinheit, wenn man etwas Totes berührt, macht Sinn (11,39), denn ein Gott des Lebens hat nichts mit dem Tod zu tun. Auch dass eine Mutter, die ein Kind zur Welt gebracht hat, dabei Blut und damit Lebenskraft verloren hat, nicht in die Gegenwart des lebendigen Gottes kommen kann, macht noch Sinn, aber warum diese Frau bei einer Tochter doppelt so lange unrein ist, als bei der Geburt eines Sohnes, hinterlässt bei mir Fragezeichen.

Es ist wichtig, dabei Folgendes zu beachten: Erstens, bedeutet unrein sein nicht automatisch gesündigt zu haben. Eine Frau sündigt nicht, wenn sie ein Kind zur Welt bringt. Eine Krankheit zu haben, bedeutet nicht automatisch, dass derjenige gesündigt hat. Der Zustand des rein und unrein seins, entscheidet zunächst nur mal darüber, ob jemand in die Gegenwart Gottes treten kann oder nicht. Zweitens, wir überlassen Gott das Recht entscheiden zu können, was er als rein und unreinbestimmt und wie lange jemand als unrein gilt. Drittens, wir müssen zwischen kultischer (wie hier in Leviticus) und innerer Unreinheit unterscheiden. Innere Unreinheit hat definitiv mit Sünde zu tun. Wir finden den Zusammenhang im Alten wie auch im Neuen Testament (Jes 6,5; 64,5; Sach 13,2; Mt 15,17-20; Apg 15,9; Heb 9,14). Viertens, kultische Reinheit spielt im Neuen Testament keine große Rolle mehr (Mt 15,11; Apg 10,15; Röm 14,14.20; Tit 1,15). Und das Wichtigste: Durch Jesus bin ich rein (1 Joh 1,7).