Auch im Alten Testament haben die Gläubigen ihre Stille Zeit gemacht. Das ist beeindruckend. Wir wissen es von Nehemia, der sich gut in den Schriften auskannte (Neh 1,7-9) und hier erfahren wir es auch von Daniel. Er hat in den Schriften, die ihm damals zur Verfügung standen, gelesen und sie studiert.

in diesem ersten Jahr seiner Herrschaft achtete ich, Daniel, in den Büchern auf die Zahl der Jahre, von denen der HERR geredet hatte zum Propheten Jeremia, dass nämlich Jerusalem siebzig Jahre wüst liegen sollte.

Die Bibel. (LU84)

Er las regelmäßig, beispielsweise auch in den Büchern des Mose (9,13). Ja, Gott hat durch ihn geredet, aber er hat Gottes Wort auch gelesen! Er hat sich immer wieder auf Gott ausgerichtet. Das sehen wir auch daran, dass für ihn scheinbar das Gebet ein wichtiger Bestandteil seiner Stillen Zeit war (6,11).

Das ist Kommunikation, das Gebet und das Lesen der Bibel. Wir nennen die Bibel schließlich Gottes Wort. Das stimmt, es ist Gottes Reden mit uns. Und Martin Luther definiert das Gebet so: Das Gebet ist ein Reden des Herzens mit Gott. Beides, sein Reden und mein Zuhören, und mein Reden und sein Zuhören ist wichtig. Das ist echte und gelebte Kommunikation. Das sollten wichtige Elemente meiner Stillen Zeit sein.

Stille Zeit bezieht sich nicht auf mein stilles Hinsetzen und Warten auf Gottes Stimme in meinem Herzen. Stille Zeit bezieht sich auf die Stille, Ruhe und Abgeschiedenheit, die ich mir gönne, um ungeteilte Aufmerksamkeit für Gott und sein Reden zu haben. Dabei spielt das Hören auf sein Reden in seinem Wort eine entscheidende Rolle. Erst wenn ich darin lese, die Wahrheit entdecke, kann ich das auch im Gebet reflektieren und mit ihm bereden. Das hilft mir, meine Anliegen im Spiegel seiner Wahrheit zu reflektieren.

Diese Kombination aus Wort Gottes und Gebet spielt genau bei Daniel eine große Rolle. Schon im nächsten Vers sehen wir, wie er das Gelesene im Gebet reflektiert: Und ich kehrte mich zu Gott, dem Herrn, um zu beten und zu flehen unter Fasten und in Sack und Asche (9,3). Es folgt ein langes Gebet (9,4-19). Gott kann und will, so zu jemandem reden (9,20-23). Wie sieht meine Stille Zeit aus?