Begriffe wie Mentoring, Jüngerschaft oder geistliche Begleitung sind in christlichen Kreisen immer wieder zu hören. Auch in 1 Chronik ist zum Beispiel bei Kenanja von einem guten geistlichen Vorbild zu lesen, das sein Wissen und seine Weisheit an andere weitergab (1 Chr 15,22). König David hatte einige Berater in seinem Umfeld, einer davon war sein Onkel.
Jonatan aber, Davids Oheim, war Ratgeber, ein verständiger und schriftkundiger Mann. Und Jehiël, der Sohn Hachmonis, war bei den Söhnen des Königs.
Die Bibel. (LU84)
Dieser Jonatan kommt nur an dieser einen Stelle vor. Er hielt sich offensichtlich sehr im Hintergrund auf und doch war er ein ganz wichtiger Berater von David. Von Ahitofel, einem weiteren Berater Davids (1 Chr 27,33) erfahren wir viel mehr. Er war auch sehr weise und sein Ratschlag galt, als ob Gott sprechen würde (2 Sam 16,23), aber er wird später zu einem großen Feind Davids. Er läuft zu Absalom über (2 Sam 15,31), rät ihm, mit Davids Nebenfrauen öffentlich zu schlafen (2 Sam 16,21), und rät dazu, David sogar umbringen zu lassen (2 Sam 17,1-2).
Was unterscheidet Jonatan von Ahitofel? Oder anders gefragt, was unterscheidet einen guten von einem schlechten Ratgeber? Von Jonatan wissen wir, dass er ein verständiger und schriftkundiger Mann war. Er war also nicht nur verständig, hat also sein Wissen auf die jeweilige Situation angewandt, sondern er war ein schriftkundiger Mann, die Schlachter-Übersetzung benützt sogar den Titel Schriftgelehrter. Im Alten Testament wird diese Bezeichnung sonst nur beim Schriftgelehrten Esra benützt (Esr 7,6).
Ein Schriftgelehrter ist jemand, der das Gesetz (die fünf Bücher Mose) studierte, es dem Volk vorlas und praktisch auslegte (Neh 8,5-8.13-15). Ein guter Ratgeber ist also jemand, der sich gut in Gottes Wort auskennt, die Wahrheit Gottes lehrt und Gottes Wort praktisch auf die aktuelle Situation des Zuhörers übertragen und anwenden kann.
Solche Menschen hat uns Gott in der Gemeinde zur Seite gestellt. Leider entdecke ich zu oft, dass wir, auch gerade junge Christen, davon viel zu wenig Gebrauch machen. Was für einen reichen Schatz wir uns da entgehen lassen. Gläubige, die zum einen schon viele Jahre in der Bibel lesen und diese studieren, und die im Lauf ihres Lebens bereits so viele Erfahrungen und Erlebnisse mit Gott gemacht haben.