Jesus ist bei manchen Christen wie ein Beipackzettel in einer Medikamentenschachtel. Irgendwie gehört er dazu, aber so richtig beachten tut man ihn meistens erst, wenn man Hilfe nötig hat. Bei Beipackzetteln liest man die Dosierungsanwendung und vielleicht noch den Hinweis auf bekannte Nebenwirkungen. Das war’s! Jesus spielt oft auch so eine unwichtige Nebenrolle in unserem Leben. Wir packen ihn aus und lesen seine Worte, wenn wir Hilfe brauchen. Das war’s! Kann es sein, dass wir gar nicht so richtig wissen, mit wem wir es zu tun haben?

Man kann den frommen Juden der damaligen Zeit im Umgang mit Jesus ja vieles vorwerfen, aber sie haben immerhin gewusst, wer Jesus behauptete zu sein, nämlich der Sohn Gottes, Gott selbst. Sie glaubten das nicht und orientierten sich dementsprechend an der Vorschrift aus Deu 13,2-11, wo die Steinigung für falsche Propheten und Gotteslästerer angeordnet wurde.

Da hoben sie Steine auf, um auf ihn zu werfen. Aber Jesus verbarg sich und ging zum Tempel hinaus.

Die Bibel. (LU84)

Dasselbe passierte kurz danach: Die Juden antworteten ihm und sprachen: Um eines guten Werkes willen steinigen wir dich nicht, sondern um der Gotteslästerung willen, denn du bist ein Mensch und machst dich selbst zu Gott (10,33). Sie handelten immerhin konsequent. Auch wenn wir glauben, dass Jesus Gottes Sohn, und damit Gott selbst ist, handeln wir oft nicht konsequent und packen ihn nur aus, wenn wir ihn brauchen.

Jesus ist Gott! Ja, das wissen wir, aber treten wir ihm auch so entgegen? Ich muss mich da selbst immer wieder hinterfragen. Wenn ich einer wichtigen Persönlichkeit begegne, dann mache ich das doch auch mit Anstand, Wertschätzung und dem nötigen Respekt. Ich mag ja nicht unbedingt derselben Meinung sein, aber ich begegne dem Amt, dem Rang und der Verantwortung der anderen Person würdevoll. In den Nachrichten habe ich eine Person mit Händen in den Hosentaschen gesehen, als die damalige Bundeskanzlerin das Zimmer betrat und auf sie zuging, um sie zu empfangen. Damals habe ich sofort gedacht: Das geht gar nicht!

Wie gehe ich mit Jesus um? Bekommt er die Anbetung, die er als Gott verdient? Behandle ich ihn wie Gott oder wie einen alten Freund? Hat er als Gott das Sagen in meinem Leben?