Jesus verbrachte die meiste Zeit seines öffentlichen Wirkens im nördlichen Galiläa. Viele hätten wahrscheinlich das südliche Judäa vermutet. Er wurde zwar dort, genauer in Bethlehem, geboren und ein Großteil der Evangelien berichtet ausführlich von der Woche seiner Passion in Jerusalem (zum Beispiel Joh 12-20), aber die meisten Heilungen und Predigten fanden in Galiläa statt.

Nach der Verhaftung von Johannes dem Täufer verbrachte Jesus die meiste Zeit in Galiläa und ließ sich dort in Kapernaum am See Genezaret nieder. Das lag in der Region der ehemaligen Stämme von Sebulon und Naftali (Mt 4,12-13). Matthäus ist das wichtig, denn er verweist auf die Erfüllung der Jesaja-Prophezeiung aus Jesaja 8,23.

»Du Land Sebulon und du Land Naftali, am See gelegen, jenseits des Jordan: Du bist das Galiläa der Völker, und für dich gilt:

Die Bibel. (BB)

Matthäus war zwar ein Jude, aber er war bei den patriotischen Juden verhasst, denn als Zöllner arbeitete er im Auftrag der verhassten römischen Besatzungsmacht (Mt 9,9-11). Als Autor hat er zwar eine jüdische Brille auf, wo er immer wieder unterstreicht, dass sich in Jesus viele Prophezeiungen des Alten Testaments erfüllen (Mt 1,22; 5,1.15.17; 3,3 und viele mehr), aber er hat auch die globale Brille auf. Ihm geht es um alle Menschen.

Er berichtet als einziger Evangelist von den Magiern aus dem Morgenland (Mt 2,1-12) und endet sein Evangelium mit dem weltweiten Missionsauftrag (Mt 28,19-20). Ihm liegen die bei den Juden verhassten Heiden am Herzen. Er nennt auch Galiläa das Galiläa der Völker, das heidnische Galiläa (Luther). Das Galiläa der Außenseiter!

Galiläa war nicht Judäa! In Judäa lag das politische, wirtschaftliche und vor allem das religiöse Zentrum mit Jerusalem, der Stadt des großen Königs David. Nicht umsonst stellt der fromme Nathanel die rhetorische Frage: Kann aus Nazareth etwas Gutes kommen? (Joh 1,46)

In Nazareth ist Jesus aufgewachsen, jetzt wohnte er in Kapernaum, das eine liegt in Sebulon, das andere in Naftali. Beide liegen im Galiläa der Völker. Die NLB überträgt: in Galiläa, leben so viele Menschen, die Gott nicht kennen. Das war Jesus wichtig, er hatte es bei Matthäus zuhause gesagt: Ich bin nicht gekommen, um die Gerechten zu rufen, sondern die Sünder (Mt 9,13). Was für eine gute Nachricht für den Außenseiter Matthäus!