Habe ich mich schon mal ungerecht behandelt gefühlt? Man fühlt sich im Recht und ist verbittert, wenn man das nicht erhält, was man eigentlich bekommen sollte?

So ähnlich ging es Esau. Er war stinksauer, als er hörte, dass sein Bruder Jakob sich das Erbe erschlichen hatte (Gen 27,35). Er war so sauer, dass er später sogar den Plan hatte, seinen Bruder dafür umzubringen (Gen 27,41). 

Als Esau die Worte seines Vaters hörte, klagte er laut und verbittert: »Segne auch mich, mein Vater!«

Die Bibel. (BB)

Das war eine schwierige Beziehung zwischen den beiden Zwillingen. Schon im Mutterleib hatten sie sich bekämpft (Gen 25,22). Esau hatte diesen ersten Kampf gewonnen. Er war der Erstgeborene. Das bedeutete, dass er der rechtliche Erbe war, der den Fortbestand der Familie sichern sollte. Nur war ihm dieses Erstgeburtsrecht egal. Er schenkte es seinem Bruder Jakob für ein Linsengericht her (Gen 25,29-33). Das war ein klares Signal, dass ihm die Familie und die Verantwortung, die er für sie tragen sollte, egal war.

Er heiratete auch ausländische Frauen. Zwei Hetiterinnen. Die Hetiter waren ein Volk, das im verheißenen Land wohnte. Sie hatten fremde Götter, praktizierten magische Bräuche und okkulte Zaubereien. Schon Esaus Großvater Abrahamschickte einen Knecht in sein ursprüngliches Heimatland, um für Isaak eine Frau zu finden. Esau hatte kein Problem damit, hetitische Frauen zu heiraten. Ihm war auch egal, dass seine Eltern nicht gerade begeistert von diesen Frauen waren (Gen 26,34-35).

Aber jetzt, wo es ums Erbe geht, besinnt sich Esau plötzlich auf seine angeblichen Rechte als Erstgeborener. Zu spät. Jakob hat sich das Erstgeburtsrecht und den damit verbundenen Segen ergattert (Gen 27,28-29.35-37). Alles, was Esaubleibt, ist die Zusage, dass er sich im Leben alles erkämpfen muss, um sich so zumindest von der Abhängigkeit seines Bruders loszueisen (Gen 27,39-40).

Beide Söhne haben sich nicht so verhalten, wie Gott sich das gewünscht hätte. Dem einen war das Erbe egal, der andere hat es sich durch Betrug angeeignet. Aber Esau hatte sich für Rebellion entschieden (Gen 28,6-9), Jakobdagegen für die Umkehr und Beziehung zu Gott (Gen 33,20). Jakob lebte aus der Vergebung, Esau aus seiner eigenen Kraft. Er dachte, er bräuchte Gott nicht. Jetzt steht er verbittert und ohne Segen da.