Eines der bekanntesten Gleichnisse Jesu ist sicherlich das vom Sämann, der die Samenkörner ausstreut. Manches davon fällt auf den Weg, auf den Fels, unter die Dornen und auf fruchtbaren Ackerboden (Lk 8,4-8). Jesus erklärt später seinen Jünger dessen Bedeutung (Lk 8,11-15). Der Same ist das Wort Gottes (Lk 8,11), und dann sagt er:
Was aber unter die Dornen fiel, sind die, die es hören und gehen hin und ersticken unter den Sorgen, dem Reichtum und den Freuden des Lebens und bringen keine Frucht.
Die Bibel. (LU84)
Die Dornen, die Jesus hier wohl meint, ist der Judendorn, der in der Gegend um Kapernaum herum wächst. In der Regenzeit kann er hoch aufschießen und das ausgesäte Korn ersticken. Unter Dornen verstehen wir etwas Negatives, etwas, was uns schadet, und weh tut und verletzt. Wir können es gut nachvollziehen, wenn Jesus von den Sorgen als eine Möglichkeit von Dornen in unserem Leben redet. Die Sorgen um die Gesundheit, das Bezahlen des täglichen Unterhalts, die Kriege, das Klima. Die Sorgen hören anscheinend nie auf. Da kann das Wort Gottes, mein Bibellesen, vor lauter Sorgen auf der Strecke bleiben.
Es ist aber erstaunlich, dass der Reichtum und die Freuden des Lebens von Jesus auch als mögliche Dornen bezeichnet werden. Jesus hat nichts gegen Reichtum, schon gar nichts gegen die Freuden des Lebens, aber er zeigt auch ihre Gefahren auf. Ich kann so beschäftigt sein, mit Freunden etwas zu machen, möglichst viel Geld zu haben, auf alle Festen, auf jedem Turnier mit dabei zu sein, viel Urlaub zu haben, zu meinen, bei allem dabei sein zu müssen und jeden Trend mitmachen zu müssen, dass mir die Zeit für Gott ausgeht.
Gott wird immer mehr an den Rand meines Lebens gedrängt. Das will ich gar nicht, aber es geschieht. Langsam, ganz langsam, sind alle anderen Dinge oder Personen wichtiger als meine Beziehung zu Jesus und meine Zeit mit Gott. Wenn ich mein Herz an scheinbar wichtigere Dinge hänge, habe ich keine Zeit mehr für Jesus (Mt 6,21.24-25).
Was sind die Dornen meines Lebens? Spüre ich, wie sie mich langsam ersticken? Dann wird es höchste Zeit, weniger Zeit für die Dornen zu haben und dem Wort Gottes, Gott selber, wieder mehr Raum zu geben.