Hesekiel wurde 597 v. Chr. mit ca. 10.000 anderen Juden in die Babylonische Gefangenschaft geführt (2 Kö 24,14). Die völlige Zerstörung Jerusalems und die Wegführung der übrigen Juden fand 586 v. Chr. statt. Hesekiel war als Prophet ab 593 v. Chr. für die Juden in Babylonischer Gefangenschaft zuständig. Er sollte im Auftrag Gottes zu ihnen reden.
Und er sprach zu mir: Du Menschenkind, ich sende dich zu den Israeliten, zu dem abtrünnigen Volk, das von mir abtrünnig geworden ist. Sie und ihre Väter haben bis auf diesen heutigen Tag wider mich gesündigt.
Die Bibel. (LU84)
Hesekiel war 30 Jahre alt (so ist die Jahreszahl in 1,1 am ehesten zu deuten) und er war ein geborener Levit (1,3). Er war als Levit ab 30 Jahren mit den Aufgaben in der Stiftshütte, später dem Tempel, betraut. Er wurde auf diesen Tag hin ausgebildet. Wahrscheinlich freute er sich darauf. Ein bisschen Bammel war auch dabei, aber es war auf jeden Fall ein Privileg, als Levit tätig zu sein. Seine Karriere schien vorgezeichnet. Doch alles kam ganz anders.
Mit 25 Jahren wurde er von Jerusalem und auch dem Tempel, wo er dienen sollte, weggeführt. Nicht nur, dass er seine Heimat verlor, sondern auch seine Karriere als Levit war somit vorbei. Warum lässt du das zu? hat er Gott wahrscheinlich gefragt.
Fünf Jahre ist das nun her. Fünf Jahre der Unsicherheit. Was hat Gott mit mir vor? Bringt er mich nach Jerusalem und zum Tempel zurück? Jetzt, fünf Jahre später, gibt Gott ihm seine Sendung für die nächsten Jahre. Ich sende dich zu den Israeliten. Das war Gottes Plan. Vom Priester zum Propheten. Vom Mediator zum Mahner. Er stellte jetzt nicht mehr die Verbindung zwischen dem Volk und Gott her, sondern er redete im Auftrag Gottes. Gott sendet ihn als Propheten. Und die Söhne, zu denen ich dich sende, haben harte Köpfe und verstockte Herzen. Zu denen sollst du sagen: »So spricht Gott der Herr!« (2,4). Schlechte Aussichten auf Umkehr. Egal, er soll predigen.
Es kommt schon vor, dass wir Gott nicht verstehen und er unseren Lebenstraum wie eine Seifenblase platzen lässt. Das passt uns nicht. Bin ich flexibel und offen für sein Handeln? Mit Gott wird das Leben nie langweilig!