Über manche Sachen kann man nur staunen. Wenn man zum Beispiel an einem Bergsee sitzt und sich dahinter große Berge auftürmen, dann kann man nur staunen. Die Tatsache, dass es sich dabei um ein Stück gefallene Schöpfung handelt, lässt einen noch mehr ins Staunen geraten. Wie atemberaubend muss es wohl am Anfang, vor dem Sündenfall, gewesen sein?
Dieser Psalm beginnt und endet mit dem Gotteslob. Lobe den Herrn, meine Seele (Ps 104,1) steht am Anfang. Lobe den Herrn, meine Seele! Halleluja (Ps 104,35) steht am Schluss. Und dazwischen? Es ist ein Staunen, über die Schöpfermacht und Herrlichkeit Gottes. Ein Vers lautet:
Du hast die Erde auf ihre Pfeiler gesetzt. Sie wird niemals wanken – zu keiner Zeit.
Die Bibel. (BB)
Der kritische Leser mag anmerken, dass es sich um ein nicht zutreffendes Weltbild handelt. Du hast die Erde auf ihre Pfeiler gesetzt. Aus heutiger Sicht sehr unwissenschaftlich. Ein paar Gedanken dazu. Ja, es stimmt, damals hatte man ein anderes Weltbild. Aber es handelt sich hier auch um einen poetischen Text. Das wird an vielen Stellen sehr deutlich. Allein Ps 104,2-4 macht dies sehr deutlich. Wir benutzen heute auch oft poetische Sprache, ohne das sofort zu bemerken. Wir reden vom Sonnenaufgang. Das stimmt ja so nicht ganz, denn die Erdrotation bewirkt das scheinbare Aufgehen der Sonne. Man hat Schmetterlinge im Bauch, wenn man verliebt ist. Aber haben wir tatsächlich Schmetterlinge im Bauch? Wohl eher nicht.
Hier schreibt ein Mensch, natürlich unter der Inspiration des Geistes. Gott benutzt das Wissen des Menschen, das jemand vor tausenden Jahren hatte, ohne ihm mit den Details zu erschlagen. Wir machen das heute auch. Wir erklären Kinder möglichst einfach und aus ihrem Wissensstand heraus, obwohl wir vielleicht viel mehr Details kennen. Wir erklären es einfach, obwohl wir vielleicht die Komplexität dahinter genau kennen.
Aber bei allem bleibt: Gott hat das Erdreich gemacht. Er ist der Schöpfer. Allein die Tatsache, dass der Neigungswinkel der Erde und der Abstand zur Sonne, ein Leben auf diesem Planeten möglich machen, kann man als Zufall abtun oder Gott die Ehre dafür geben. Ich entscheide mich für Letzteres.
Beim Lesen dieses Psalms komme ich aus dem Staunen über Gott nicht heraus. Jeder sollte entdecken, dass es einen Gott gibt.