Ich komme aus der Evangelischen Landeskirche. Der Pfarrer galt da lange Zeit als Eier-legende-Woll-Milch-Sau. Er musste alles können: am Sonntag predigen, ein guter Seelsorger sein, den Kindergarten verwalten, Zukunftsideen haben, Ehrenamtliche begleiten, Bauvorhaben initiieren, für Beerdigungen und Hochzeiten Zeit haben, Bibelstunde halten. Biblisch wird uns ein anderes Bild vermittelt. Uns fallen da zum Beispiel die Gläubigen ein, die vom Heiligen Geist unterschiedlich begabt werden, um einander und somit der ganzen Gemeinde zu dienen (1 Kor 12,4-12).

Schon im Alten Testament wird dieses Prinzip Jeder bringt sich ein praktiziert und gelebt. Als Nehemia die Stadtmauer Jerusalems wieder aufbaute, war das etwas, das Gott ihm aufs Herz gelebt hatte. Aber er war es nicht allein, der es umsetzte. Er benötigte viele Menschen dazu. Da halfen Geistliche mit (Neh 3,1) oder auch Bewohner aus anderen Ortschaften (Neh 3,2). Viele unterschiedliche Familien und Sippen waren an dem Mauerbau-Projekt beteiligt (Neh 3,4), Männer und Frauen (Neh 3,12), aus unterschiedlichsten Berufen.

Daneben erneuerte der Goldschmied Usiel die Mauer. Er war der Sohn des Harhaja. Daneben erneuerte Hananja die Mauer. Er gehörte zu den Salbenherstellern. Die beiden befestigten Jerusalem bis zur breiten Mauer.

Die Bibel. (BB)

Usiel und Hananja werden erwähnt. Der eine war ein Goldschmied, der andere ein Salbenhersteller, wir würden heute Apotheker dazu sagen. Usiel stellte im Berufsalltag Schmuck her. Das war filigrane Arbeit. Er benötigte eine ruhige Hand. Mit Hammer und Meißel an der Mauer zu arbeiten war eher nicht sein Ding! Ebenso ging es wohl dem Apotheker Hananja.Normalerweise mischte er verschieden Mittelchen, stellte Tinkturen oder Salben her. Jetzt arbeite er an der Mauer mit. Er hatte wahrscheinlich ein Schild an der Eingangstür seiner Apotheke Heute geschlossen. In Notfällen können sie mich aber auf meinem Handy erreichen. Fast alle arbeiteten mit (Ausnahmen waren nur die Vornehmen von Tekoa; Neh 3,5). In nur 52 Tagen war das Mauerbau-Projekt fertig (Neh 6,15)! 

Das sollte für unsere Gemeinde ein Beispiel sein. Was nur möglich ist, wenn möglichst viele mitmachen und sich einbringen. Normalerweise arbeiten wir Gaben orientiert mit, aber manchmal heißt es einfach, mit anzupacken. So wie hier. Usiel und Hananja waren sich nicht zu schade, an der Stelle mitzuarbeiten, wo sie in dieser Notlage gerade gebraucht wurden. Wo arbeite ich mit?