Das bekannteste Lied der Reformation, Ein feste Burg ist unser Gott, hat Martin Luther auf Psalm 46 basiert. Der Psalm redet vom Volk Israel und von dessen Hauptstadt Jerusalem. Gott ist unsere Zuversicht und Stärke (Ps 46,2), so singt der Chor im Jerusalemer Tempel. Unter anderem wird in diesem Psalm über die Stadt Jerusalem folgendes gesungen:
Gott ist in ihrer Mitte, darum wird sie nicht wanken. Gott wird ihr helfen, wenn der Morgen anbricht!
Die Bibel. (BB)
Wir wissen, dass Jerusalem 586 v. Chr. von den Babyloniern eingenommen, geplündert und das Volk in Gefangenschaft abgeführt wurde. Ihre Mauern wurden eingerissen und der Tempel zerstört. Was die Söhne Korachs in diesem Psalm voller Zuversicht komponiert haben, traf so nicht ein. Warum? Ist die Aussage in diesem Psalm falsch?
Nein, die Stadt wurde eingenommen und zerstört, weil sie das nicht gelebt hatten, was sie mit ihren Stimmen bezeugt hatten. Gott ist in ihrer Mitte, das stimmte für die meisten Könige und die Bevölkerung eben nicht. Gott hatte 400 Jahre lang, einen Propheten nach dem anderen gesandt, um ihnen mitzuteilen: Kehrt um (2 Kön 17,13). Aber sie hörten nicht hin, sondern verspotteten die Boten Gottes und verachteten Gottes Worte und verhöhnten seine Propheten (2 Chr 36,16). Deshalb nütze ihnen alles fromme Gesinge im Tempelgottesdienst nichts! Was sie sangen, entsprach nicht der Realität. Gott war nicht mehr in ihrer Mitte, denn sie haben ihn aus ihrer Mitte entfernt.
Aber wenn wir das leben, was wir mit dem Mund bekennen, nämlich dass Gott durch Jesus der Mittelpunkt unseres Lebens ist, dann stimmt das sehr wohl: Ich werde nicht wanken. Ich werde festbleiben, wie Martin Luther das in seiner Übersetzung schreibt. Wenn Jesus im Zentrum meines Lebens steht, werde ich nicht wanken.
Jerusalem hatte große Mauern, aber sie halfen nicht. Die eigenen Mauern und Abwehranlagen, die eigenen Anstrengungen, halfen da gar nichts. Die Stadt wurde trotzdem eingenommen. Jerusalems Problem war ein anderes. Das Volk hatte Gott aus ihrer Mitte verbannt. Deshalb wurde die Stadt besiegt.
Wenn ich das nur sage, dass Jesus mein Mittelpunkt ist, ihn in Wirklichkeit aber nicht den Mittelpunkt sein lasse, wird mein Leben scheitern. Deshalb muss ich mich immer wieder hinterfragen: Ist Jesus wirklich der Mittelpunkt meines Lebens?