Der arme Hiob! Da hat er alles verloren, seine Kinder, seinen Besitz und seine Gesundheit, und dann hauen seine Freunde durch ihre Worte auch noch auf ihn ein. Elihu, der jüngste unter den Freunden, hatte sich bis jetzt vornehm zurückgehalten (Ijob 32,6). Aber jetzt bricht es wie ein Vulkan aus ihm heraus. Er kann nicht länger schweigen. Er muss reden!
Es ist Zeit. Er muss sein Wissen kundtun (Ijob 32,17). Er wirft Hiob in geistlichen Dingen totale Unwissenheit und mangelnde Einsicht vor. Wie kann jemand so arrogant sein, und Gott gegenüber behaupten, dass er im Recht sei (Ijob 34,5)? Seine Arroganz ist so schlimm, dass sie in ein zynisches Spotten gegenüber Gott ausartet (Ijob 34,7). Wie kann Hiob nur behaupten, dass er nichts falsch gemacht hat, was solche Schicksalsschläge zur Konsequenz haben sollten? Für Elihu ist eines klar: Jeder Mensch bekommt von Gott, was er verdient (Ijob 34,11 | BasisBibel).
Das ist eine einfache und logische Erklärung. Aber sie ist falsch! Weder die vier Freunde noch Hiob wissen, was im Hintergrund läuft. Sie haben keine Ahnung. Uns Lesern wird dafür gezeigt, was in der unsichtbaren Welt läuft. Satan ist überzeugt, dass Hiob nur so treu Gott nachfolgt, weil es ihm so gut geht. Er hat beruflichen Erfolg, genießt den Segen vieler eigener Kinder und er ist kerngesund. Kein Wunder, hält er so treu an Gott fest (Ijob 1,10). Aber Gott ist überzeugt, Hiob hält fest, egal wie es ihm äußerlich gehen mag (Ijob 2,3). Das ist der eigentliche Grund für Hiobs Misere. Es ist nicht sein Ungehorsam gegenüber Gott, sondern seine Treue zu Gott, die ihm diese Schicksalsschläge einbrockt. Es ist sein Festhalten an Gott, welche das Schäumen des Satans auslöst und Hiob in solches Leid hineinführt.
Elihu liegt mit seinem Urteil weit vom wahren Grund entfernt, warum es Hiob so schlecht ergeht. Es ist nicht mangelnder Verstand, sondern unerschütterlicher Glaube. Es ist nicht Gottlosigkeit, sondern kompromissloses Festhalten. Hiob lebte, was er behauptete: Der Herr hat’s gegeben, der Herr hat’s genommen; der Name des Herrn sei gelobt! (Ijob 1,21). Seien wir daher vorsichtig, Schicksalsschläge gleich als Konsequenz von Sünde abzustempeln!