In dieser Welt geht es ungerecht zu. Ich rege mich über die Leute auf, die scheinbar ungestraft davonkommen, aber durch ihr offensichtlich menschenverachtendes und oft strafbares Verhalten immer reicher werden. Aber ich muss vorsichtig sein. Bei allem ungerechten Verhalten anderer muss ich mein eigenes Leben immer wieder prüfen. Es ist einfach, immer auf die anderen zu zeigen, aber wie sieht es in meinem eigenen Leben aus?
Jakob regt sich über seinen Schwiegervater Laban auf. Er hatte Jakob immer wieder betrogen, zum Beispiel hatte er ihm Lea als Frau gegeben, obwohl Jakob eigentlich Rahel heiraten wollte (Gen 29,25). Das sicherte Laban für weitere sieben Jahre die gewinnbringende Arbeitskraft von Jakob (Gen 29,27). Er stellt auch fest, dass Laban beim Arbeitslohn immer wieder rumgetrickst hatte.
Und er hat mich getäuscht und zehnmal meinen Lohn verändert; aber Gott hat ihm nicht gestattet, dass er mir Schaden täte.
Die Bibel. (LU84)
Täuschung und Betrug waren bei Laban scheinbar an der Tagesordnung. Aber halt! War Jakob denn besser? Hatte er nicht seinen Bruder Esau um das Erstgeburtsrecht betrogen (Gen 25,29-34)? Hatte er nicht den Segen seines Vaters Isaak mit Hinterlist ergattert (Gen 27,1-29)? Hatte er nicht durch abergläubische Maßnahmen den eigenen Reichtum vermehrt (Gen 30,37-43)? Er war also nicht besser als Laban. Nicht umsonst wird sein Name auch mit Betrüger übersetzt (Gen 27,36; Hos 12,4).
Trotzdem handelt Gott gut mit ihm. Er ließ es nicht zu, dass Laban ihm Schaden täte. Er segnete Jakob mit Reichtum (Gen 31,9) und dem Versprechen, dass er ihn reich segnen würde und durch ihn alle Geschlechter auf Erden gesegnet werden (Gen 28,14). Warum hat der gerechte Gott Jakob so gesegnet? Nicht weil er Jakobs Ungerechtigkeit, seinen Betrug belohnen wollte. Auch nicht, weil Jakob anschließend gerecht gehandelt hätte (Gen 31,20). Warum dann? Weil Gott ihn trotzdem liebte!
Du fragst dich vielleicht, wie Gott so jemanden segnen kann? Jakob hat dies doch gar nicht verdient. Ist das nicht ungerecht? Nein, denn später bestraft Gott Jakobs Ungerechtigkeit, indem Jesus am Kreuz für diese Ungerechtigkeiten Jakobs starb. Nicht nur für Jakobs Ungerechtigkeiten, sondern auch für meine! Ja, in Gottes Augen bin ich ungerecht (Röm 3,10). Und in der Kreuzigung Jesu zeigt er gleichzeitig auch seine Liebe zu Jakob, zu mir und zu dir (Röm 5,8).