Wir stehen gerne im Rampenlicht, auch wenn wir vielleicht eher schüchtern im Hintergrund arbeiten. Der Egoismus, die Selbstbezogenheit, steckt in uns allen drin. Selbstsucht, Selbstbewusstsein, Selbstbestimmung, Selbstwert, Selbstverwirklichung, es geht eigentlich immer um mich selbst. Das macht leider auch bei Jesu Jüngern nicht halt.

Sie antworteten: »Lass uns neben dir sitzen, wenn du in deiner Herrlichkeit regieren wirst – einen rechts von dir, den anderen links.«

Die Bibel. (BB)

Matthäus beschreibt die Situation noch genauer: Es ist die Mama, die ein Wort für ihre beiden Söhne einlegt (Mt 20,20), Jakobus und Johannes waren allerdings dabei. Über solch eine Dreistigkeit kann man sich zu Recht aufregen (Mk 10,41). Aber warum regen sie sich auf? Haben sie sich über die maßlose Bitte aufgeregt, denn als frommer Mensch darf man schließlich so nicht reden? Oder haben sich die Jünger deshalb aufgeregt, weil dann die Plätze rechts und links von Jesus schon vergeben wären. Kein Logenplatz mehr für sie!

Interessant, Jesus lässt die zehn näher zu sich kommen (Mk 10,42). Jetzt sind alle vereint, die zehn und Jakobus und Johannes. Jesus spricht zu allen zwölf, also jedem seiner Nachfolger. Er redet vom Dienen und vom Herrschen (Mk 10,43-44). Als Jünger Jesu soll die Devise sein, nicht selbst im Mittelpunkt zu stehen. So denken und handeln die Mächtigen, die Stars und Sternchen, die Berühmtheiten und die Möchte-Gerne dieser Welt. Als Christ geht es aber nicht darum, möglichst die Ehrenplätze zu ergattern, sondern dem anderen zu dienen. Das sind keine leeren Worte Jesu, wenn er abschließend sagt: Denn auch der Menschensohn ist nicht gekommen, dass er sich dienen lasse, sondern dass er diene und sein Leben gebe als Lösegeld für viele (Mk 10,45). Er hat es selbst vorgelebt.

Ich bin kein Jakobus- und Johannes-Typ, der so offen dieses Anliegen ansprechen würde, aber im stillen Kämmerlein denke ich oft genauso. Und ich würde eher zur Zehn-Jünger-Fraktion gehören, die ihren Unmut über so ein gottloses Verhalten äußert. Aber egal, zu welchem Typ Mensch wir uns eher zählen würden, wir sind alle der Ich-Sucht schuldig. Jesus lehrt, wir sind zum Dienen, nicht zum Herrschen aufgerufen. Das ist die Jesus-Art. Dazu benötige ich ihn, denn ich bin von Natur aus dazu nicht fähig.