Gibt es Dinge in meinem Leben, die ich rückblickend bereue? Wenn ich die Uhr nochmals zurückdrehen könnte, was würde ich heute auf jeden Fall anders machen?

So dachte wahrscheinlich das Volk Israel, als es in Gefangenschaft in Babylon saß. Ein fremdes Land, eine fremde Kultur und unter eine Besatzungsmacht lebend. Die Heimat ist weit entfernt, die Häuser, die Stadtmauer von Jerusalem und auch der Tempel sind zerstört. Und das alles nur, weil sie sich entschlossen hatten, neben Gott auch noch andere Götter anzubeten. Sie hatten in ihrem Glaubensleben Kompromisse gemacht und mussten jetzt auf schmerzhafte Weise die Konsequenzen erleben. Auch das schmerzhafte Erleben der Gottesferne ist von Gott so beabsichtigt.

Eure Überlebenden werden an mich denken bei den Völkern, zu denen sie verschleppt werden. Ich zerbreche ihr treuloses Herz, das sich von mir abgewandt hat. Genauso ergeht es ihren treulosen Augen, die ihren Götzen hinterher schauten. Sie werden sich vor sich selbst ekeln wegen ihrer Bosheit und aller Schandtaten, die sie begangen haben.

Die Bibel. (BB)

Gott will, dass das Volk in der Gefangenschaft zur Besinnung kommt, dass sie erleben, was es heißt, von Gott getrennt leben zu müssen. Es ist das Schlimmste überhaupt! In der Gefangenschaft soll ihnen bewusstwerden, welches Privileg sie damals hatten. Damals in Jerusalem konnten sie enge Gemeinschaft mit Gott und die Vergebung ihrer Sünden erleben. Aber damals schätzten sie das gar nicht. Ihnen war der Götzenkult wichtiger als Gott zu verehren und dessen Gemeinschaft zu erleben.

Erst jetzt, da es zu spät scheint, wird ihnen bewusst, welches Privileg sie gehabt hatten. Erst jetzt wird ihnen klar, was es bedeutete, Gott in der Mitte zu haben. Jetzt war alles anders. Jetzt denken sie an Gott und der Tempel in Jerusalem, aber jetzt scheint es zu spät. An den Wassern zu Babel saßen wir und weinten, wenn wir an Zion gedachten (Ps 137,1). Das drückt aus, wie sich das Volk in der Gefangenschaft gefühlt hatte. Jetzt war ihnen bewusst, welchen großen Fehler sie begangen hatten. Wenn sie das Rad der Zeit doch nur nochmals zurückdrehen könnten.

Gut, dass jetzt noch die Zeit zur Umkehr ist (2 Kor 6,2). Kehre ich um, solange es noch Zeit ist? Oder werde ich einmal weinend zurückblicken müssen?