Langsam und aufmerksam laufe ich quer durch den Wald. Dabei achte ich genau auf die vorhandenen Baumarten und den Bodenbewuchs. Sie signalisieren mir, ob ich im richtigen Waldstück suche. Da! Ein Pilz. Ich gehe näher heran, und schon bald ist klar. Ein Fichtensteinpilz, fest, relativ jung und ohne Fraßspuren von Würmern oder Schnecken. Ein Prachtexemplar. Ein echter Leckerbissen! Ich freue mich darüber, denn ich habe eine großartige Beute gemacht.

Ich habe Freude an deiner Verheißung – wie einer, der eine reiche Beute macht.

Die Bibel. (BB)

Es geht in diesem Psalm natürlich nicht um Pilze, sondern um Gottes Wort, seine Verheißung. Aber der Vergleich zum Pilzesammeln ist gar nicht so schlecht. Auch beim Bibellesen muss man sich zunächst die Zeit dazu nehmen. Man findet nichts darin, wenn man gar nicht liest. Ich muss langsam und aufmerksam lesen. Beim Durchrennen durch den Wald, ist es ein Zufallstreffer, wenn ich einen schönen Speisepilz entdecke. So ist es auch mit dem Wort Gottes. Martin Luther hat es in seiner Vorrede zum ersten Band der Wittenberger Ausgabe der deutschen Schriften so ausgedrückt: Meditieren, das heißt, nicht allein im Herzen, sondern auch äußerlich die mündliche Rede und die geschriebenen Worte im Buch immer drehen und wenden, wieder und wieder lesen, unter fleißigem Aufmerken und Nachdenken, was der Heilige Geist damit meint. So können wir die Wahrheit entdecken und reiche Beute machen.

Das ist beim Pilzesammeln ähnlich. Wenn du dir nicht sicher bist, um was für einen Pilz es sich handelt, dann fängst du an, dein Bestimmungsbuch herauszunehmen, die Hutform, den Stil, die Farben, eine mögliche Verfärbung und vieles mehr genau anzusehen. Manchmal riecht man sogar am Pilz oder unternimmt andere Untersuchungen, um den Pilz genau bestimmen zu können.

Wenn wir den Bibeltext nicht verstehen, geben wir nicht einfach auf, sondern sehen uns den Zusammenhang an, auch das kulturelle Umfeld, in dem der Text geschrieben wurde. Wir sehen uns den Abschnitt davor und danach an, und sehen uns die Kernaussage des gesamten biblischen Buches an. Wir machen eine Wortstudie, vergleichen es mit anderen Übersetzungen, lesen vielleicht noch mehrere Kommentare zum Vers und überlegen am Schluss, was die Lehre ist und wie ich das anwenden kann. So mache ich reiche Beute.