Sehne ich mich nach dem Gottesdienst in meiner Gemeinde? Sehne ich mich nach dem täglichen Bibellesen? Sehne ich mich danach, Gemeinschaft mit Gott zu haben? Viele von uns müssten diese Fragen zumindest manchmal verneinen. Da schleppt man sich in den Gottesdienst oder liest in seiner Bibel, weil es als Christ eben dazugehört.

Anders wird es uns in diesem Psalm vermittelt. Wenn Menschen in den Tempel gingen, stimmte der Tempelchor folgende Zeilen an:

Meine Seele sehnt sich danach und wünscht sich nur: Ich möchte so gerne beim HERRN sein, in den Höfen, die seinen Tempel umgeben. Mit Leib und Seele schreie ich nach dir, nach dem Gott meines Lebens.

Die Bibel. (BB)

Da klingt die Freude heraus, in die Gegenwart Gottes treten zu können. Es war bei den Juden so, dass man nur im Tempel Opfer darbringen konnte. Nur im Tempel war es möglich, Vergebung der Sünden zu empfangen. Im Tempel konnte man Gott ganz nahekommen. Kein Wunder, haben sich viele danach gesehnt: Ich möchte so gerne beim HERRN sein. Der Besuch des Tempels hatte allerdings einen großen Nachteil. Man konnte gar nicht ganz nah bei Gott sein. Für Priester war im Heiligsten Schluss, für Männer im Vorhof der Männer. Frauen waren noch einmal weiter weg und für Proselyten, zum Judentum übergetretene Heiden, war noch früher Schluss. Ins Allerheiligste, dort, wo Gottes Gegenwart war, durfte nur einmal im Jahr der Hohepriester hinein. Auch schon damals war den Leuten klar, dass man den allmächtigen Gott nicht in einen Raum des Jerusalemer Tempels hinein quetschen konnte, aber Gott wollte es so (Ps 132,12).

Heutzutage ist das so anders. Wenn jemand an Jesus glaubt, wohnt Gott in diesem Menschen, der dann zum Tempel des Heiligen Geistes wird (1 Kor 6,19). Wir haben durch Jesus immer Vergebung der Sünde und Gemeinschaft mit Gott (Hebr 10,19-22). Deshalb ist ein Tempelbesuch nicht unmittelbar mit einem Gottesdienstbesuch zu vergleichen. Trotzdem sollten wir voller Sehnsucht sein, Gemeinschaft mit Glaubensgeschwister zu haben und Gott in besonderer Form zu erleben (Mt 18,20). Ebenso beim Bibellesen: Gott hat sich uns in diesem Buch offenbart. Es ist unter seiner Leitung geschrieben worden. Sein Heiliger Geist hilft uns, das Gelesene auch zu verstehen. Es lohnt sich, darin zu lesen. Sehnst du dich danach?