Wir haben bereits erwähnt, dass die Mitte des Buches auch das Zentrum der Botschaft ist, einer Botschaft voller Hoffnung. Gott bleibt seinem Volk trotz allen Ungehorsams ihrerseits treu.
Die Güte des Herrn ist’s, dass wir nicht gar aus sind, seine Barmherzigkeit hat noch kein Ende,
Die Bibel. (LU84)
Güte kann man auch mit Gnade übersetzen. Dann kommt uns dieses Wortpaar durchaus bekannt vor. Gnade und Barmherzigkeit. Offen gestanden, ich konnte den Unterschied lange nicht sehen. Ich dachte, beides kann man synonym verwenden, bis ich vor ein paar Jahren eine Predigt von Charles Price hörte. Er definiert die Begriffe wie folgt: Gnade ist das bekommen, was wir nicht verdient haben, Barmherzigkeit ist das nicht bekommen, was wir verdient haben. Was meint er damit?
Aus Gnade werden wir gerecht (Röm 3,24; Eph 2,5), es ist ein Geschenk Gottes (Eph 2,8). Das Geschenk der Rettung, die Elberfelder Übersetzung nennt das eine Gnadengabe (Röm 6,23). An anderer Stelle ist von den Gnadengaben die Rede, die wir geschenkt bekommen (1 Kor 12). In seiner Gnade macht er uns gerecht und schenkt uns das ewige Leben (Röm 5,21). Gnade ist das bekommen, was wir nicht verdient haben. Es ist ein Geschenk, unverdient.
Seine Barmherzigkeit ist das nicht zu bekommen, was wir uns eigentlich durch unseren Ungehorsam verdient haben: den Tod, die ewige Trennung von Gott (Eph 2,4-5). Paulus hat ein Amt erhalten, das er sich wegen seiner Vergangenheit absolut nicht verdient hatte. Er hat es aus Barmherzigkeit erhalten (1 Tim 1,12-13). Das griechische Wort kann auch mit Mitleid habenübersetzt werden. Dabei geht es aber nicht nur um ein mitfühlendes Mitleid, sondern um ein Mitleid, das sich auch in der Tat zeigt. Gott hat sein Mitleid, seine Barmherzigkeit in Jesu Leiden und Sterben gezeigt (Eph 2,4-5).
Das ist die Hoffnung der Klagelieder Jeremias: Auch wenn das Volk, durch ihren Ungehorsam Gott gegenüber die Gefangenschaft absolut verdient hatte, so ist dennoch das Bewusstsein für Gottes Barmherzigkeit da. Eines Tages wird er sich dem Volk erbarmen, er wird ihnen nicht geben, was sie eigentlich verdient hätten: die ewige Trennung von Gott, dem Land, der Stadt, dem Tempel. Eines Tages werden sie Errettung erleben. Sie werden das geschenkt bekommen, was sie eigentlich nicht verdient haben.
[…] dass die Sünde mit dem Tod bestraft wird. Wir haben in der Andacht am 21. Juli Gnade und Barmherzigkeit definiert. Gnade ist das bekommen, was wir nicht verdient haben. […]